Noch vor 2 Jahren wurden die 20er Jahre von vielen Analysten komplett als Niedrigzinsära ausgerufen. Inzwischen wissen wir: da wurde die Zukunft aus der Vergangenheit fortgeschrieben, was sich als falsch herausstellte. Selbst die EZB hat noch Anfang 2022 niedrige Zinssätze in den kommenden Jahren erwartet. Die Zinsen in 2023 und die Futures zeigen: Das Niedrigzinszeitalter ist auf absehbare Zeit erst einmal passé. Institutionelle Investoren, Versicherungen und Privatanleger die langfristig Kapital anlegen, sind an längerfristigen Voraussagen interessiert: wegen dem Beginn eines neuen Jahrzehnts besonders an einer Prognose zur Zinsentwicklung in 2030.
Inhaltsverzeichnis
Zinsentwicklung Prognose 2030, 2040
Seriöse Prognosen liegen für 2030 oder länger bis 2040 sind bisher nicht publiziert. Hintergrund ist die hohe Volatilität bei Inflation und Zinsen. Aktuell ist nicht klar, wie Einzelpersonen, Unternehmen sowie Landes- und Kommunalverwaltungen auf die jüngsten fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen der EZB und der Bundesregierung reagieren werden. Auch die internationalen Bedingungen können sich auf unvorhergesehene Weise ändern, beispielsweise wenn sich der Krieg in der Ukraine ausbreitet, oder die Welt in eine Rezession abgleitet. Deshalb sind Prognosen zur Zinsentwicklung in 2030 zwar möglich, aber mit sehr großem Fehlerpotenzial verknüpft. Allerdings geben die Bauzinsen einen Hinweis: Im Juli 2023 ist der Zins für 5-jährige Immobilienzinsen höher als der für 10, 15 und 20 Jahre. Der Markt erwartet mithin in 2030 einen geringeren Zinssatz als aktuell. Dies gilt schon für die Zinsentwicklung in 2025.
Bundesanleihen 30 Jahre Laufzeit: Der Bund emittiert auch Bundesanleihen mit 30 Jahren Laufzeit. Als Beispiel für eine Bund30 Anleihe (DE0001102614) wurde am 13.09.2023 mit einem Kupon von 1,80% und 24,0 Mrd. € Volumen. Die Fälligkeit ist 15.08.2053.
In der Tabelle 8 sind Kennzahlen zu Bundesanleihen mit 7, 10, 15 und 30 Jahren Laufzeit angegeben.
Tab. 8: Zinssatz (Kupon) und weitere Daten von emittierte Bundesanleihen mit 7, 10, 15 und 30 Jahren Laufzeit. Quelle: deutsche-finanzagentur.de
Anleihe | Fälligkeit | Kupon | Umlaufend | Letzte Emission | ISIN |
2000 (2030) Bund | 04.01.2030 | 6,25% | 11.750 Mio. € | 16.04.2020 | DE0001135143 |
2020 (2030) Bund | 15.02.2030 | 0,00% | 28.000 Mio. € | 21.10.2022 | DE0001102499 |
2020 (2030) II Bund | 15.08.2030 | 0,00% | 33.500 Mio. € | 20.07.2022 | DE0001102507 |
2023 (2030) Bund | 15.11.2030 | 2,40% | 10.000 Mio. € | 04.10.2023 | DE000BU27006 |
2000 (2031) Bund | 04.01.2031 | 5,50% | 21.500 Mio. € | 16.04.2020 | DE0001135176 |
2021 (2031) Bund | 15.02.2031 | 0,00% | 28.000 Mio. € | 21.10.2022 | DE0001102531 |
2021 (2031) II Bund | 15.08.2031 | 0,00% | 32.000 Mio. € | 02.11.2022 | DE0001102564 |
2022 (2032) Bund | 15.02.2032 | 0,00% | 31.000 Mio. € | 21.10.2022 | DE0001102580 |
2022 (2032) Bund | 15.08.2032 | 1,70% | 28.000 Mio. € | 30.11.2022 | DE0001102606 |
2023 (2033) Bund | 15.02.2033 | 2,30% | 38.250 Mio. € | 05.07.2023 | DE000BU2Z007 |
2023 (2033) Bund | 15.08.2033 | 2,60% | 23.000 Mio. € | 18.10.2023 | DE000BU2Z015 |
2003 (2034) Bund | 04.07.2034 | 4,75% | 24.500 Mio. € | 16.04.2020 | DE0001135226 |
2020 (2035) Bund | 15.05.2035 | 0,00% | 22.500 Mio. € | 28.10.2020 | DE0001102515 |
2021 (2036) Bund | 15.05.2036 | 0,00% | 25.750 Mio. € | 02.08.2023 | DE0001102549 |
2005 (2037) Bund | 04.01.2037 | 4,00% | 28.250 Mio. € | 26.04.2023 | DE0001135275 |
2022 (2038) Bund | 15.05.2038 | 1,00% | 19.250 Mio. € | 02.08.2023 | DE0001102598 |
2007 (2039) Bund | 04.07.2039 | 4,25% | 19.250 Mio. € | 01.03.2023 | DE0001135325 |
2008 (2040) Bund | 04.07.2040 | 4,75% | 21.500 Mio. € | 24.05.2023 | DE0001135366 |
2010 (2042) Bund | 04.07.2042 | 3,25% | 19.500 Mio. € | 16.04.2020 | DE0001135432 |
2012 (2044) Bund | 04.07.2044 | 2,50% | 30.500 Mio. € | 25.01.2023 | DE0001135481 |
2014 (2046) Bund | 15.08.2046 | 2,50% | 31.500 Mio. € | 20.04.2022 | DE0001102341 |
2017 (2048) Bund | 15.08.2048 | 1,25% | 37.500 Mio. € | 11.10.2023 | DE0001102432 |
2019 (2050) Bund | 15.08.2050 | 0,00% | 39.500 Mio. € | 16.08.2023 | DE0001102481 |
2021 (2052) Bund | 15.08.2052 | 0,00% | 28.500 Mio. € | 11.10.2023 | DE0001102572 |
2022 (2053) Bund | 15.08.2053 | 1,80% | 24.000 Mio. € | 13.09.2023 | DE0001102614 |
Üblicherweise sind Bundesanleihen mit zunehmender Laufzeit mit höheren Kupons ausgestattet. Aus der Tabelle 8 ist zu entnehmen, dass die Zinserwartung aktuell von langfristig geringeren Zinsen als im kürzeren Laufzeitbereich ausgeht. Wo die Zinsen 2040 oder 2050 stehen werden, ist dann eine andere Sache….
Einflussfaktoren auf langfristige Prognosen wie z. B. bis 2050, 2100
Bei langfristigen Zinsprognosen gibt es viele Unsicherheiten, die sich auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Prognosen wie zum Beispiel bis 2050 oder sogar 2100 auswirken können. Es gibt aber auch Anleihen mit sehr langen Laufzeiten, bei denen die Emittenten den Zinskupon für Jahrzehnte im Voraus festlegen mussten und entsprechend vorher Zinsdynamiken evaluiert haben. ein Beispiel ist die Anleihe mit der WKN A1ALVC. Diese Anleihe hat eine unbestimmte Laufzeit und wurde 2009 von der Deutsche Bank Capital Funding Trust XI mit dem Zinskupon von 9,5% ausgegeben.
Österreich hat das Niedrigzinsumfeld am 20.09.2017 genutzt und eine 100-jährige Anleihe (WKN: A19PCG bzw. ISIN: AT0000A1XML2), ausgegeben. Die Laufzeit ist damit 2117, der Nominalzinssatz ist 2,1%.
Hier finden Sie Informationen zur EZB Leitzins Prognose 2023.
Wichtige Unsicherheiten, die es bei langfristigen Prognosen zu berücksichtigen gilt
Jede Menge kann passieren, was das künftige Zinsumfeld verändert. Hier sind einige Faktoren diskutiert:
Wirtschaftliche Faktoren
Die wirtschaftlichen Bedingungen spielen eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Zinssätze. Verschiedene Wirtschaftsindikatoren wie Inflationsraten, BIP-Wachstum, Beschäftigungsniveau und Zentralbankpolitik können schwanken und zu Unsicherheiten bei den langfristigen Zinsprognosen führen. Unvorhergesehene Änderungen der wirtschaftlichen Bedingungen können zu unerwarteten Zinsänderungen führen.
Regierungsrichtlinien und insbesonder die Geldpolitik der Notenbanken
Regierungsrichtlinien und -vorschriften können tiefgreifende Auswirkungen auf die Zinssätze haben. Die Zentralbanken legen eine Geldpolitik fest, die sich direkt auf die kurzfristigen Zinssätze auswirkt. Die langfristigen Zinssätze können jedoch auch durch die Finanzpolitik beeinflusst werden, beispielsweise durch Änderungen der Staatsausgaben oder der Besteuerung. Der Zeitpunkt und die Wirksamkeit politischer Änderungen sind oft ungewiss, was langfristige Zinsprognosen schwierig macht. Aktuell schaut der Finanzmarkt besonders auf die Europäische- und die Amerikanische-Notenbank. Der EZB-Zinsentscheid bewegt die europäischen Märkte. Einen noch größeren Hebel auf die globalen Börsen hat der Zinsentscheid der FED.
Marktstimmung und Anlegerverhalten
Die Marktstimmung und das Anlegerverhalten können zu erheblicher Volatilität und Unsicherheit bei den Zinsprognosen führen. Die Erwartungen, die Risikobereitschaft und die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Lage der Anleger können zu Schwankungen in der Nachfrage nach Anleihen und anderen zinssensitiven Wertpapieren führen, was zu Änderungen der langfristigen Zinssätze führt.
Globale Faktoren
Zinssätze werden durch globale wirtschaftliche und geopolitische Ereignisse beeinflusst. Faktoren wie internationale Handelspolitik, Wechselkurse, politische Instabilität und globale Marktbedingungen können sich auf die langfristigen Zinssätze auswirken. Unvorhergesehene Ereignisse wie Finanzkrisen oder große geopolitische Veränderungen können zu Unsicherheiten führen, die sich auf Zinsprognosen auswirken.
Unvorhergesehene Ereignisse
Langfristige Zinsprognosen können durch unvorhergesehene Ereignisse mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen gestört werden. Naturkatastrophen, Pandemien, Kriege oder andere unerwartete Ereignisse können zu erheblichen Störungen auf den Finanzmärkten führen und die Zinserwartungen verändern. Es ist schwierig, diese Ereignisse genau vorherzusagen, und ihre Auswirkungen auf die Zinssätze können schwer zu quantifizieren sein.
Modellbeschränkungen
Die Prognose von Zinssätzen basiert auf Modellen und der Analyse historischer Daten. Diese Modelle können jedoch inhärente Einschränkungen und Annahmen aufweisen, die möglicherweise nicht alle relevanten Faktoren erfassen. Änderungen der Wirtschafts- oder Marktbedingungen, die erheblich von historischen Mustern abweichen, können die Genauigkeit der Modelle in Frage stellen und zu Unsicherheiten bei langfristigen Zinsprognosen führen.
Literatur
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