Da an den Finanzmärkten die Zukunft gehandelt wird, ist die EZB Leitzins Prognose für 2024 und 2025 von ganz besonderer Bedeutung, nicht nur für die Börsen, auch für Bauherren. Entsprechend bemüht sich der Finanzmarkt um realistische Voraussagen. Eine besondere Rolle spielt die Kommunikation der EZB auf ihren Pressekonferenzen. Die Marktteilnehmer versuchen aus dem Sitzungs-Kommuniqué die zukünftigen Leitzinssätze abzuleiten. Entsprechend wichtig sind sowohl die EZB-Sitzungen als auch die FED-Termine für die Märkte. Wie schätzen die Märkte die Höhe der Leitzinsen von 2024 bis 2030 ein? Die Prognosen für 2024 sind in Tabelle 1 angegeben.
Wo stehen die EZB-Leitzinsen in Deutschland, Europa und Österreich zum Jahresende 2024: bei 2,75% oder 3,00% und Ende 2025 bei 2,00%? Und mindestens genauso wichtig: Wann erfolgt die nächste Zinssenkung: Im Dezember 2024 und wieder um 0,25%?
Die EU-Inflationsrate ist im Oktober 2024 auf 2,0% wieder leicht angestiegen. Die Kerninflation verharrt bei 2,7%. Das ist jeweils etwas für Tauben und Falken im EZB-Rat
Über eine Zinssenkung wird die EZB kurzfristig, datenabhängig entscheiden
Lesetipp: aktuelle Leitzinsen
12. November 2024 Der Gouverneur der österreichischen Nationalbank Holzmann ist im EZB-Rat als Falke bekannt. Im Interview mit der Kleine Zeitung sagt er am 10. November 2024 zum Thema Zinsreduktion im Dezember: „Es gibt im Moment nichts, was dagegensprechen würde“.
8. November 2024 Vortags haben die Bank of England und die Fed die Leitzinssätze um je 0,25% reduziert haben. Im Dezember ist die EZB mit der letzten Tagung in 2024 an der Reihe. Am Markt ist die Senkung um 25 Basispunkte fest eingepreist. Die ING geht in ihrer Prognose vom 7. November 2024 sogar von einem 50 BP-Schritt aus.
19. Oktober 2024 Nach der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im Oktober 2024 erwarten viele Marktteilnehmer und Banken weitere Senkungen bis 2025. Die Erwartungen haben sogar deutlich angezogen, viele Banken haben ihre Prognosen gesenkt. Der Grund ist die schwache wirtschaftliche Lage in Europa, die das Wachstum dämpft und Inflation verringert. Die EZB hat angekündigt, bei weiteren Zinssenkungen vorsichtig vorzugehen, um sicherzustellen, dass die Inflation nachhaltig sinkt. Einige Experten rechnen mit aggressiveren Zinssenkungen, wenn die Konjunktur weiter schwächelt, insbesondere ab 2025. Ein schwächeres Wachstum und niedrige Inflation treiben diese Erwartungen an. Als Endzins in 2025 werden inzwischen von der Bank of America 1,5% erwartet, andere Banken gehen von 2,0% – 2,5% aus.
17. Oktober 2024 Diese Woche läuft wieder der Final Countdown. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ist an den Anleihemärkten und auch via Bloomberg Consensus fest eingepreist. Am Terminmarkt waren es am 16. Oktober rund 98%. Die EZB-Präsidentin hat diese Richtung auch bei der Anhörung vor dem EU-Parlament am 30. September 2024 indirekt bestätigt. Abnehmende Verbraucherpreise und Einkaufsmanagerindizes liefern die Begründung für einen solchen Zinsschritt.
07.10.2024 Die Inflation ist rückläufig, die Konjunktur schwächelt. Diese Trends reichen offenbar vielen Notenbankern für eine weitere Zinssenkung um 25 BP im September: Präsidentin Christine Lagarde, Isabel Schnabel, Oli Rehn, Vize Luis de Guindos, Villeroy der Galhau, Finnlands Notenbankchef Olli Rehn, alle haben in ihren letzten Statements offen oder verklausuliert den nächsten Zinsschritt für die nächste Woche angekündigt.
Um wieviel Basispunkte wird es 2024 und 2025 nach unten gehen? Die Prognosen reichen von 75 BP bis 100 BP von Mitte 2024 bis zum 4. Quartal 2024.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann kommt die nächste Leitzinssenkung der EZB: Dezember 2024?
- 2 EZB Leitzins Prognose 2024: Deutschland, Österreich, Europa
- 3 Regulatorische Anpassung der Steuerung der Geldmarktsätze
- 4 Prognose 2025
- 5 Einflussfaktoren auf EZB-Zinsentscheidungen und damit auf Voraussagen
- 6 Survey of Monetary Analysts
- 7 Literatur und Quellenangaben
- 8 News
- 9 Archiv
- 10 2023: keine Zinsänderung mehr! – Zinsplateu erreicht!
Wann kommt die nächste Leitzinssenkung der EZB: Dezember 2024?
Das ist die Frage, die die Börsenkurse, egal ob Aktien oder Anleihen, tatsächlich bewegt: Wann ist es soweit? In der Abbildung 1 sind aktuelle Prognosen für den Einlagenzinssatz der Commerzbank, der HeLaBa und der ING (Stand November 2024) dargestellt. Die Vorhersagen der EZB Survey of Monetary Analysts (SMA) und der Bank of America stammen aus September 2024.
Abb. 1: Entwicklung des Einlagezinssatz von 2022-2024 und Prognosen von 2024 – 2028 jeweils zum Quartalsende (SMA 2025 auch teilw. Monate), von ausgewählten Marktteilnehmern. Update 8. November 2024. Quellen: commerzbank.de, ecb.europa.eu. ing.com, helaba.de.
Auswirkungen
Eine Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat verschiedene Auswirkungen auf den Finanzmarkt und die Wirtschaft. Die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank gelten für die Länder, die Teil der Eurozone sind. Die Eurozone umfasst die Länder, die den Euro als offizielle Währung eingeführt haben. Deshalb gilt die Leitzinsprognose neben Deutschland auch für Belgien, Frankreich, Österreich, Spanien usw.
Am Finanzmarkt führt eine Reduktion der Leitzinsen zu niedrigeren kurzfristigen Zinssätzen im Bankensystem. Dies beeinflusst die Zinssätze, zu denen Banken sich untereinander Geld leihen (Interbankenzinsen) sowie die Zinssätze für Kredite und Einlagen. Geringere Zinssätze machen Kredite für Unternehmen und Privatpersonen attraktiver. Dadurch steigt die Bereitschaft, Investitionen zu tätigen und größere Anschaffungen zu finanzieren, was potenziell die Wirtschaftsaktivität anregen kann. Die Frage ist immer dieselbe: Was bringt der nächste Zinsentscheid. Wann und um wieviel Prozentpunkte wird die EZB den Leitzins senken.
Für die Wirtschaft bedeutet eine Leitzinsreduktion eine Steigerung der Nachfrage. Durch die günstigeren Kreditkonditionen sind Unternehmen eher bereit, in Projekte zu investieren, die sie zuvor möglicherweise aufgrund hoher Finanzierungskosten zurückgestellt hätten. Dies kann die Wirtschaftsaktivität ankurbeln und zu einem höheren Wirtschaftswachstum führen. Darüber hinaus kann die Zinsreduktion noch bewirken:
- Höhere Konsumausgaben: Niedrigere Zinsen können die Kreditkosten für Verbraucher reduzieren. Dies könnte zu einer erhöhten Bereitschaft führen, Kredite aufzunehmen, um Konsumgüter wie Autos oder Wohnungen zu kaufen.
- Höhere Inflation: Eine Senkung der Leitzinsen kann dazu führen, dass mehr Geld im Wirtschaftssystem verfügbar ist. Wenn die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt und die Produktionskapazitäten begrenzt sind, könnte dies zu einem Anstieg der Preise führen (Inflation).
- Währungswert: Niedrigere Zinsen können den Wert des Euro gegenüber anderen Währungen senken. Dies kann Exporte begünstigen, da die Produkte des betreffenden Landes auf den internationalen Märkten preislich attraktiver werden.
Die Spekulationen um die Zinspolitik der EZB also Zinserhöhung, Zinspause oder Zinserniedrigung treiben die Aktien- und Anleihemärkte seit Monaten um.
EZB Leitzins Prognose 2024: Deutschland, Österreich, Europa
Wie sehen die Vorhersagen für den EZB-Zins in 2024 aus? Vor dem Hintergrund eines Ausgangswerts von 4,0% im Januar 2024 und der ersten Zinssenkung um 0,25% im Juni 2024 gehen alle Prognosen im Jahresverlauf von einer schrittweisen weiteren Senkung des Leitzinses aus.
Tab. 1: EZB-Leitzins Prognosen 2024 (Einlagezins – DFR). Quellen: s. Quellenangaben am Seitenende.
Vorhersage von | Datum | DFR % in Q4 2024 |
Commerzbank | 05.11.2024 | 3,00 |
Erste Group | 08.11.2024 | 3,00 |
Gemeinschaftsgutachten Forschungsinstitute | 26.09.2024 | 3,25 |
HeLaBa | 08.11.2024 | 3,25 |
ING | 07.11.2024 | 2,75 |
LBBW | 01.10.2024 | 3,00 |
Raiffeisen e-force | 08.11.2024 | 3,00 |
SMA | 15.06.2024 | 3,25 |
Die aktuelle Tabelle der Prognosen zum EZB-Leitzins (Einlagenzinssatz) für das dritte und vierte Quartal 2024 zeigt eine weitgehende Übereinstimmung unter den verschiedenen Banken, Organisationen und Marktteilnehmern.
Die Commerzbank, Erste Group, ING, HeLaBa, Raiffeisen e-force und LBBW erwarten alle einen Einlagenzins von 2,75% – 3,00 %. Demgegenüber prognostizieren die Gemeinschaftsgutachten der Forschungsinstitute und die SMA einen leicht höheren Einlagenzins von 3,25%. Diese Gruppe von Prognostikern geht offenbar davon aus, dass die EZB angesichts der anhaltenden Inflationsrisiken und der noch nicht vollständig stabilisierten Wirtschaftslage im Euroraum etwas weniger Raum für Zinssenkungen haben könnte.
Insgesamt zeigt sich ein klarer Konsens über eine Zinssenkung, allerdings herrscht Uneinigkeit über den Grad dieser Reduktion. Einige Analysten sehen weiterhin Inflationsgefahren, während andere auf die schwache Wirtschaft hinweisen, die einen stärkeren geldpolitischen Impuls rechtfertigen könnte. Der Ausblick bleibt damit abhängig von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und den Inflationsdaten im vierten Quartal.
Regulatorische Anpassung der Steuerung der Geldmarktsätze
Mit Wirkung zum 18. September 2024 ändert die EZB den geldpolitischen Handlungsrahmen. Dazu werden der Hauptrefinanzierungssatz und der Spitzenrefinanzierungssatz angepasst:
aktuell | Anpassung zum 18. September 2024 | |
Differenz Hauptrefinanzierungssatz – Einlagezinssatz | 0,50% | 0,15% |
Dabei handelt es sich um eine Änderungen des operativen Rahmens für die Umsetzung der EZB-Geldpolitik: Die EZB ändert zum 18. September 2024 die Abstände zwischen den Leitzinsen.
Der Zinssatz für den Hauptrefinanzierungsatz (MRO) wird so angepasst, dass der Spread zwischen dem Zinssatz für die MROs und dem Einlagenzins (DFR) von derzeit 50 Basispunkten auf 15 Basispunkte verringert wird. Dieser engere Spread soll Anreize für Gebote bei den wöchentlichen Geschäften schaffen, so dass sich die kurzfristigen Geldmarktzinsen wahrscheinlich in der Nähe des Einlagenzins entwickeln werden. Dadurch könnte auch der potenziellen Spielraum für Volatilität bei den kurzfristigen Geldmarktzinsen begrenzt werden. Gleichzeitig wird dadurch Spielraum für Geldmarktaktivitäten geschaffen und Anreize für Banken geschaffen, nach marktbasierten Finanzierungslösungen zu suchen. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (MLF) wird ebenfalls angepasst, sodass die Spanne zwischen dem Zinssatz für die MLF und dem Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsfazilität unverändert bei 25 Basispunkten bleibt. Diese Änderungen treten mit der sechsten Mindestreserve-Erfüllungsperiode 2024 in Kraft, die am 18. September 2024 beginnt.
Prognose 2025
Wie geht es mit den Leitzinsen 2025 weiter? Welche Zinssätze erwarten die Marktteilnehmer? In der Tabelle 2 sind die Vorhersagen ausgewählter Banken angegeben.
Tab. 2: Prognosen zum Einlagenzinssatz für 2025. Quellenangaben am Seitenende.
Vorhersage von | Datum | Q1 2025 % | Q2 2025 % |
Q3 2025 % |
Q4 2025 % |
Commerzbank | 15.10.2024 | 2,75 | 2,50 | 2,50 | 2,50 |
Erste Group | 18.10.2024 | 2,75 | 2,50 | 2,25 | |
Gemeinschaftsgutachten Forschungsinstitute | 26.09.2024 | 2,25 | |||
HeLaBa | 18.10.2024 | 2,75 | 2,50 | 2,50 | |
ING | 10.10.2024 | 2,50 | 2,00 | 2,00 | 2,00 |
LBBW | 01.10.2024 | 2,50 | 2,25 | ||
Raiffeisen e-force | 11.10.2024 | 2,75 | 2,50 | 2,25 | |
SMA | 15.06.2024 | 3,00 | 2,75 | 2,50 | 2,25 |
Die Prognosen zum EZB-Leitzins (Einlagenzinssatz) für das Jahr 2025 zeigen eine vorsichtige Erwartung einer kontinuierlichen Zinssenkung, wie aus den Vorhersagen mehrerer Banken und Marktteilnehmer hervorgeht. Die Daten wurden von der Commerzbank, Erste Group, HeLaBa, ING, Raiffeisen e-force und SMA überwiegend im Oktober 2024 veröffentlicht und bieten Einblick in die Einschätzungen zur geldpolitischen Entwicklung der EZB im kommenden Jahr.
Die Commerzbank, Erste Group, HeLaBa und Raiffeisen e-force erwarten in den ersten beiden Quartalen 2025 einen Einlagenzins von 2,75 % bzw. 2,50 %. Ab dem dritten Quartal prognostizieren sie eine Stabilisierung bei 2,50 %, wobei die Erste Group und Raiffeisen e-force sogar eine weitere Reduktion auf 2,25 % gegen Ende des Jahres sehen.
Die ING und LBBW gehen von einer aggressiveren Zinssenkung aus. ING erwartet bereits im ersten Quartal 2025 einen Einlagenzins von 2,50 % und sieht bis zum Jahresende einen Rückgang auf 2,00 %. Die LBBW rechnet im zweiten Quartal mit 2,50 %, gefolgt von einer Senkung auf 2,25 % im vierten Quartal.
Interessanterweise zeigt die SMA eine konservativere Schätzung, mit einem höheren Zinsniveau von 3,00 % im ersten Quartal, das sich bis auf 2,25 % im vierten Quartal reduzieren könnte.
Insgesamt signalisiert die Mehrheit der Marktteilnehmer eine schrittweise Senkung des Einlagenzinses über das Jahr 2025 hinweg, wobei die Einschätzungen je nach Erwartungen zur konjunkturellen Erholung und Inflationsentwicklung leicht variieren.
2026
Für 2026 liegen bisher nur vereinzelte Vorhersagen vor (Tabelle 3). Die aktuellen Prognosen aller drei Marktteilnehmer erwarten zum Jahresende 2026 den Einlagenzinssatz bei 2,25%. Die Institute, die die Gemeinschaftsdiagnose erstellt haben, gehen wie die SMA, für Ende 2026 von einem Hauptrefinanzierungssatz von 2,40% aus. Damit sehen die Analysten für 2026 keine große Veränderung der Leitzinsen gegenüber dem Jahresende 2025.
Tabelle 3: Leitzins–Prognosen (Einlagenzinssatz/Hauptrefinanzierungssatz) zum Jahresende 2026. Quellenangaben am Seitenende.
Vorhersage von | Datum | Einlagenzinssatz in % | Hauptrefinanzierungssatz in % |
Gemeinschaftsgutachten Forschungsinstitute | 26.09.2024 | 2,25 | 2,4 |
ING | 23.09.2024 | 2,25 | |
SMA | 19.09.2024 | 2,25 | 2,40 |
SMA Vorhersage 2024 – 2027
Die EZB orientiert sich mit ihrer Zinspolitik eng an den Vorhersagen der Survey of Monetary Analysts (SMA). In der Tabelle 3 sind die Erwartungen für 2024, 2025 und 2026 wiedergegeben. Der Leitzins wird zum Ende 2024 bei 3,40% (Median) gesehen.
Tab. 3: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2025, Stand 19.09. 2024. Angegeben ist der Median des Hauptrefinanzierungssatz in Prozent zum Jahresende. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text weiter unten.
Jahr | Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) |
2024 | 3,40% |
2025 | 2,40% |
2026 | 2,40% |
2027 | 2,40% |
langfristig | 2,40% |
Für Ende 2024 erwarten die SMA einen Hauptrefinanzierungssatz von 3,40% und zum Ende 2025, 2026 und 2027 von 2,40%.
2030
Die Prognose für 2030 ähnelt dem Wahrsagen aus dem Kaffeesatz. Zu viele Einflussfaktoren und mögliche Black Swan Ereignisse können den EZB-Leitzins um Prozentpunkte beeinflussen. In einem Basisszenario geht die Redaktion von einem möglichen Leitzins zwischen 1% – 3% aus. Die monetären Aufwendungen für den Umbau der Europäischen Wirtschaft hin zu einer CO2 emissionsarmen und weitgehend klimaschonenden Produktion sind hoch. Auch die Reduktion und Verlagerung der globalen Lieferketten wird die Produkte relativ gegenüber den 2010er Jahren teurer belassen. Deshalb dürfte die Inflation nicht wieder auf Werte unter 1 % bis 2 % fallen und ein entsprechendes Leitzinsniveau gewährleisten.
Die Survey of Monetary Analysts sehen den EZB Leitzins auf lange Sicht (ohne explizit 2030 zu erwähnen) bei 2,40%.
Einflussfaktoren auf EZB-Zinsentscheidungen und damit auf Voraussagen
Zentralbanken treffen Zinsentscheidungen in der Regel auf der Grundlage wirtschaftlicher Kennzahlen wie Inflation, Arbeitslosenquote und Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Entwicklung diese Einflussfaktoren wird entscheidend sein, um den EZB-Leitzins in 2024, 2025 oder 2030 vorherzusagen. Die Inflation soll nach allen bisherigen Voraussagen bis 2025 um oder über dem Ziel von 2,0% bleiben aber im Vergleich zu 2023 deutlich abnehmen. Es ist aktuell kaum möglich, die Entwicklung auch nur eines Einflussfaktors mit hinreichender Güte für einen Zeitraum außerhalb der „Sichtweite“ zu prognostizieren. Deshalb gilt: je länger der Prognosehorizont, desto schwächer die Voraussage. In den folgenden Darstellungen geht es, wenn nicht anders vermerkt, um den Hauptrefinanzierungssatz, den „Leitzins“.
Zweipfeilerstrategie
Die EZB trifft ihre Zinsentscheidungen auf der Grundlage einer Zweipfeilerstrategie, die eine wirtschaftliche Analyse und eine Geldmengenanalyse umfasst. Die wirtschaftliche Analyse beurteilt die kurz- bis mittelfristigen Risiken für die Preisstabilität anhand von Indikatoren wie dem BIP-Wachstum, der Inflation, dem Wechselkurs und den Rohstoffpreisen. Die Geldmengenanalyse beurteilt die langfristigen Trends der Geldmenge und der Kreditvergabe im Euroraum. Die EZB passt ihre Leitzinsen an, um die Inflation auf einem Niveau von unter, aber nahe 2 % zu halten.
Abb. 2: Diese Faktoren sind für die Geldpolitik der EZB relevant und damit auch für Prognosen. Quelle: bundesbank.de
Nach dem Bank Lending Survey vom 25. Juli 2023 scheint die Leitzinserhöhung restriktiv auf die Kreditvergabe zu wirken, dieser Bereich läuft also im Sinn der EZB. Danach wurden weniger Kredite an Unternehmen als auch an private Haushalte ausgegeben. Dies ist teilweise auch auf die Verschärfung der Kreditstandards für alle Kreditkategorien zurückzuführen.
Eine höhere Risikowahrnehmung im Zusammenhang mit den Wirtschaftsaussichten und der kreditnehmerspezifischen Situation, eine geringere Risikotoleranz sowie höhere Finanzierungskosten der Banken trugen zur Straffung bei. Für das dritte Quartal 2023 erwarten die Banken im Euroraum eine weitere, wenn auch moderatere Nettoverschärfung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und unveränderte Kreditrichtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte. Für Verbraucherkredite rechnen die Banken im Euroraum mit einer leichten Nettoverschärfung der Kreditrichtlinien.
Wechselkurs
Der Wechselkurs ist einer der Faktoren, die die EZB bei ihrer wirtschaftlichen Analyse berücksichtigt. Ein starker Euro kann die Inflation dämpfen, indem er die Importpreise senkt und die Exporte erschwert. Ein schwacher Euro kann die Inflation anheizen, indem er die Importpreise erhöht und die Exporte erleichtert. Die EZB verfolgt jedoch keine explizite Wechselkurspolitik, sondern betrachtet den Wechselkurs als einen von vielen Indikatoren für die Preisstabilität. Der Euro hat in 2023 gegenüber dem Dollar und der chinesische Währung aufgewertet (Tipp: CNY Euro Umrechner). Dies verteuert europäischen Exporte und könnte die EZB zu einer weniger restriktiven Kommunikation bewegen.
Survey of Monetary Analysts
Die EZB befragt ausgewählte Finanzinstitute zur künftigen Entwicklung verschiedener Einflussfaktoren auf die Geldpolitik. Dabei geht es auch um die EZB-Leitzinsprognose für 2023 – 2026. Die Umfrage wird als „Survey of Monetary Analysts (SMA)“ bezeichnet. Die Ergebnisse der Umfrage werden am auf die EZB-Sitzung folgenden Freitag veröffentlicht.
Die Befragung erfolgt achtmal pro Jahr. Ziel des Survey ist regelmäßig und systematisch Informationen über die Erwartungen der Marktteilnehmer über die zukünftige Entwicklung der geldpolitischen Instrumente und Initiativen aufgrund der von der von der EZB bereits angekündigten Maßnahmen zu ermitteln.
Die Umfrageteilnehmer werden aus Finanzinstituten ausgewählt, die an den Marktkontaktgruppen der EZB teilnehmen (d. h. den Geldmarkt-, Rentenmarkt- und Devisenkontaktgruppen). Die Auswahl der Umfrageteilnehmer basiert auf der Erfüllung der folgenden Kriterien: Marktrelevanz, geografische Diversität, Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme an nachfolgenden Umfragerunden und ob die Institution in dem befragten Bereich aktiv ist.
Für die Umfrage werden diese Institute befragt:
Amundi | Caixabank | LBBW |
Bank of Ireland | Citigroup | Mediobanca |
Barclays | Commerzbank | Morgan Stanley |
Bayerische Landesbank | Credit Agricole CIB | Muzinich |
BBVA | Deutsche Bank | Nordea |
Belfius Bank | DZ Bank | Société Générale |
Blackrock | Erste Bank | State Street |
BNP Paribas | Goldman Sachs | Unicredit |
BPCE/Natixis | ING | Union Investment |
Caixa Geral de Depositos | Intesa Sanpaolo |
Literatur und Quellenangaben
Bran C., Hutchinson J., 2022: The ECB survey of Monetary Analysts: an introduction. Economic Bulletin Articles, European Central Bank, Vol. 8. Link
The ECB Survey of Professional Forecasters
Horst, M., Stempel, D., Neyer, U. 2022: Die EZB muss die Inflation glaubwürdiger bekämpfen. Wirtschaftsdienst 102, 426–429. Link zum Text.
Prognosen:
Gemeinschaftsdiagnose September 2024
LBBW Kapitalmarktkompass Juni 2024
OECD Economic Outlook Februar 2024
Professional Forecasters September 2024
News
2024
Hier die aktuelle Leitzinsen-Prognose der OECD vom 05. Februar 2024 für die EZB, FED und BoJ (Abbildung 01). Die Projektion hat auch im August 2024 nichts an Aktualität verloren.
Abb. 3: OECD Prognose der Leitzinsen 2024 und 2025. Quelle: OECD Interim Economic Outlook 115 database
30.09.2024 Die deutlich erniedrigten September-Inflationsdaten aus Frankreich mit 1,5% und Spanien mit 1,7% könnte die EZB veranlassen, die nächste Reduktion der Leitzinsen bereits im Oktober durchzuziehen. Am Markt ist ein solches Szenario bereits eskomptiert: Die Wahrscheinlichkeit für einen 25-BP Schritt im Oktober liegt bei 85%.
28.09.2024 Die Deutsche Bank gab am vergangenen Donnerstag (26.09.2024) bekannt, dass sie nun mit einer beschleunigten Zinssenkungsabfolge der Europäischen Zentralbank rechnet, mit kontinuierlichen Leitzinsreduktionen um jeweils 0,25%. Die Analysten erwarten eine schnellere Normalisierung als bisher angenommen. Demnach dürfte die EZB bereits Mitte 2025, sechs Monate früher als bisher erwartet, den Endzinssatz von 2,00-2,50 % erreichen (Quelle: Reuters).
27.09.2024 Laut einer Präsentation vom 26.09.2024 von EZB-Direktoriumsmitglied Isabell Schnabel nimmt die Schwäche des europäischen Arbeitsmarktes zu. Für die Notenbank dürfte dies, neben der eher dürftigen Wirtschaftsentwicklung in Europa im Vergleich zu den USA, die Zinssenkungsüberlegungen eher forcieren.
24.09.2024 Der gestern von S&P Global veröffentlichte vorläufige Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Geschäftstätigkeit im privaten Sektor der Eurozone ist auf 48,9 Punkte gesunken. Der Produktionsrückgang war der erste seit sieben Monaten und wurde durch eine anhaltende Verringerung der Auftragseingänge verursacht.
Der PMI gilt als wichtiger Frühindikator für die allgemeine wirtschaftliche Lage. Diese Entwicklung gibt Vorschub für eine weitere Leitzinssenkung der EZB um die Wirtschaft zu stabilisieren.
23. Sepember Die Wahrscheinlichkeit für einen 25 BP-Schritt im Oktober lag laut laut Reuters letzte Woche bei 35%.
20.09.2024 Sind die Zinssenkungsphantasien am Markt zu hoch? Die Fed-Entscheidung hat letztlich in Europa in den vergangenen 2 Tagen für steigende Zinsen gesorgt. Der Markt scheint neu zu justieren welche globalen geldpolitischen Maßnahmen zu erwarten sind. Die kommenden Wirtschaft- und Preisdaten werden, wie immer, den Ausschlag geben. Die Notenbanken fahren auf Sicht.
19. September 2024 Die Frage ist, wie beeinflusst die gestrige Leitzinssenkung der Fed um satte 0,5% die geldpolitische Entscheidung der EZB auf der Sitzung im Oktober?
Obwohl Zentralbanken unabhängig agieren, achten sie auf die Maßnahmen anderer großer Zentralbanken. Die EZB könnte unter Druck geraten, ebenfalls die Zinsen zu senken oder andere Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen, um ein Ungleichgewicht zu vermeiden. Die Zinsdifferenz zwischen den Kontinenten beeinflusst die globalen Kapitalströme und die Devisenkurse. Insgesamt könnte die Zinssenkung der Fed die EZB dazu veranlassen, ihre geldpolitische Haltung zu überdenken. Allerdings trifft die EZB ihre Entscheidungen basierend auf den spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen im Euroraum, einschließlich Inflation, Arbeitsmarkt und finanzieller Stabilität. Es ist daher nicht garantiert, dass sie der Fed folgt, aber die Entscheidung der US-Notenbank wird sicherlich in ihre Überlegungen einfließen.
13. September 2024: Laut Bloomberg ist die Tür für eine Reduktion der Leitzinsen im Oktober nicht zu, aber die Wahrscheinlichkeit beträgt nur noch 20%.
September 2024: Und auch die Bundesbank ist aktuell im September bezüglich der Inflationsentwicklung vorsichtig: „Wir dürfen dennoch nicht vorzeitig in Jubel ausbrechen und uns auf die Schulter klopfen“.
13. September 2024: Die Leitzinssituation der Europäischen Zentralbank wird auch von der Entscheidung der US-Notenbank beeinflusst. Die Fed steht kurz davor, nach einem Rückgang der Verbraucherpreise auf 2,5 % im August die erste Senkung um 0,25% vorzunehmen. Da der US-Arbeitsmarkt an Dynamik verliert und die Fed zusätzlich das Ziel verfolgt, neben stabilen Preisen auch die Beschäftigung hochzuhalten, ist es wahrscheinlich, dass weitere Zinsreduktionen in den kommenden Monaten folgen.
Für die EZB bedeutet dies eine potenzielle Erleichterung im Hinblick auf ihre eigene geldpolitische Strategie. Sollte die Fed die Zinsen senken, wird es der EZB leichter fallen, ebenfalls die Zinsen zu lockern, ohne dass der Euro im Verhältnis zum US-Dollar stark abwertet. Eine Abwertung des Euro könnte zu steigenden Importpreisen und damit zu einer unerwünschten Inflation führen. Die Zinswende in den USA schafft also für die EZB Spielraum, ihre Zinsen zu senken, ohne die Stabilität des Euro zu gefährden. Dies könnte besonders wichtig werden, falls auch in der Eurozone die wirtschaftlichen Bedingungen eine Lockerung der Geldpolitik erfordern.
4. September 2024 Bundesbankpräsident J. Nagel will sich tatsächlich erst nach Datenvorlage während der EZB-Sitzung kommende Woche für sein Zinsvotum entscheiden.
22. August 2024: Laut der EZB hat sich die Lohnentwicklung in der Eurozone im 2. Quartal 2024 verringert. Das Wachstum der Tariflöhne verlangsamte sich von 4,74 % im 1. Quartal 2024 auf 3,55 %, im 2. Quartal 2024. Die Ursache dafür liegt hauptsächlich in der starken Abschwächung in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU.
Die geringere Lohnentwicklung liefert der EZB Argumente für eine weitere Zinssenkung im September. Die Befürchtungen der politischen Entscheidungsträger, dass die galoppierenden Arbeitskosten weiterhin Aufwärtsdruck auf die Inflation ausüben würden, sind damit zerstreut.
Aktuell sehen die Märkte eine über 90-prozentige Chance auf eine weitere Zinssenkung im nächsten Monat und erwarten mindestens einen weiteren Schritt vor Jahresende.
24. Juli 2024 Der S&P Global Einkaufsmanagerindex Flash-PMI der Eurozone (Purchasing Managers Index) für Juli 2024 signalisiert einen Abschwung der Konjunktur. U. a. führen offenbar die hohen Zinsen zu einer Verschärfung des Abschwungs im verarbeitenden Gewerbe und zu einer Verlangsamung im Dienstleistungssektor einher, was auf eine breit angelegte Abschwächung der wirtschaftlichen Bedingungen hindeutet. Zur Stützung der Wirtschaft dürfte die EZB damit eine weitere Zinsreduktion evaluieren.
10. Juli 2024 Der aktuellen ZEW-Expertenumfrage nach rechnet die Mehrheit der Teilnehmer nicht mit einer Zinsreduktion schon im Juli 2024, sondern erst im September und dann nochmals im Dezember. Der Endzinssatz wird 2025 bei 3,25% prognostiziert.
8 Juli 2024 Klaas Knot sieht im Handelsblatt Interview keinen Grund für eine Zinsreduktion im Juli. Das Notenbank-Mitglied sieht erst im September Chancen dafür.
1. Juli 2024 Christine Lagarde auf dem Sintra-Symposium:
„Was die künftige Inflation betrifft, sind wir weiterhin mit mehreren Ungewissheiten konfrontiert. Insbesondere stellt sich die Frage, wie sich Gewinne, Löhne und Produktivität in ihren Zusammenhang entwickeln werden und ob die Wirtschaft von neuen angebotsseitigen Schocks getroffen wird. Es wird einige Zeit dauern, bis wir genug Daten gesammelt haben, um sicher zu sein, dass das Risiko einer über unserem Zielwert liegenden Inflation passé ist.
Dank des soliden Arbeitsmarkts können wir in Ruhe neue Daten sammeln, müssen dabei aber auch im Hinterkopf behalten, dass die Wachstumsaussichten weiter ungewiss sind. All dies untermauert unsere Entschlossenheit, uns auf Daten zu stützen und unsere geldpolitischen Beschlüsse von Sitzung zu Sitzung zu fassen.“
26. Juni 2024 Der finnische Notenbankpräsident und EZB-Ratsmitglied stellt im Bloomberg Interview zwei weitere Zinsreduktionen um je 0,25% bis Ende 2024 in Aussicht. Den finalen Einlagezins sieht er bei 2,25% – 2,50%.
7. Juni 2024 Christine Lagarde im Interview mit dem Handelsblatt: „Wir haben einen angemessenen Beschluss gefasst, was aber nicht bedeutet, dass die Zinsen sich jetzt linear nach unten bewegen. Es könnte auch wieder Phasen geben, in denen wir die Zinsen unverändert belassen. “
28. Mai 2024 Philip R. Lane hat mit seinem Vortrag „Inflation in the Eurozone“ am 27. Mai 2024 am Institute of International and European Affairs (IIEA) in Dublin nochmals eine Zinsreduktion für die EZB-Sitzung im Juni 2024 in Aussicht gestellt. Der Chefvolkswirt der EZB stellte aber auch klar, dass das Tempo weiterer Zinsreduktionen von der Inflationsentwicklung abhängig sein wird. Sollte es eine Aufwärtsentwicklung bei der inländischen Inflation und der Dienstleistungsinflation geben, würde das Tempo entsprechend geringer ausfallen.
Mai Laut dem Bloomberg Consensus werden auf der kommenden Sitzung Hauptrefinanzierungssatz und Einlagensatz jeweils um 0,25% gesenkt.
6. Mai 2024 Philip Lane EZB Chefvolkswirt im Interview mit der spanischen Zeitung El Confidencial „Eine Zinssenkung im Juni wäre keine Überraschung“.
Der Finanzmarkt wettet auf März 2024 für eine erste EZB-Zinsreduktion, die Analysten gehen dagegen erst vom 2. Quartal 2024 aus. Die EZB sagt es ist zu früh für Zinssenkungen: Interview am 21.12.2023 von 20 Minutos mit Luis de Guindos, dem Vizepräsident der EZB.
Frage von 20 Minutos: „Wann können wir mit den ersten Zinssenkungen rechnen?
Auf der Notenbank-Sitzung am 25. Januar 2024 hat die EZB keine Angaben zum Zeitpunkt einer Lockerung der Geldpolitik gemacht. Vielmehr wurde das ewige Mantra von einer datenabhängigen Entscheidung wiederholt. Die Notenbank will offenbar Zeit gewinnen, um erst die Auswirkungen der hohen Lohnabschlüsse etc. auf die Inflationsrate im Frühjahr 2024 zu sehen. Präsidentin Lagarde erklärt in der Diskussion nach der Pressekonferenz: Jede Diskussion über Zinssenkungen ist verfrüht.
April 2024 Äußerungen von EZB-Direktoriumsmitgliedern zu möglichen Zinssenkungen: R. Holzmann 13. April 2024, Luis de Guindos 23. April 2024
Vielleicht trifft die Aussage des EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir vom 28.02.2024 die Situation am Besten „Es gibt keinen Grund, die Zinsen überstürzt zu senken….. Juni wäre mein Wunschtermin, April würde mich überraschen und März ist ein No-Go.“ (Quelle Reuters.com)
Überzogene Zinserwartungen am Markt? Don’t fight the EZB!!
EZB Präsidentin Lagarde am 17. Januar 2024 in Davos im Interview mit Bloomberg: „Es hilft in unserem Kampf gegen die Inflation nicht, wenn die Erwartungen im Vergleich zu dem, was wahrscheinlich passieren wird, viel zu hoch sind.“ Sie stellte eine mögliche erste Zinssenkung für den Sommer 2024 in Aussicht, während der Markt bisher von März oder April 2024 ausgegangen ist.
18. Januar 2024 Die EZB hat heute das Protokoll der letzten Sitzung im Dezember 2023 veröffentlicht. Die Notenbanker rechnen erst mit dem Erreichen des Inflationsziels von 2% im Jahr 2025. Entsprechend vorsichtig will die EZB agieren und unbedingt den weiteren Inflationsverlauf abwarten: „Ungeachtet der zuletzt überraschend niedrigen Teuerung und der erheblichen Abwärtskorrektur der für 2024 projizierten Inflationsentwicklung sollte die Gesamtinflationsrate erst in der zweiten
Jahreshälfte 2025 wieder auf den Zielwert zurückkehren. Da die Teuerungsrate noch immer hinter dem Zielwert der EZB zurückbleibe, die von der Angebotsseite ausgehenden disinflationären
Einflussfaktoren nachließen und die Binneninflation insgesamt nach wie vor ein hohes Niveau aufweise, sei eine Beibehaltung eines hinreichend restriktiven Kurses weiterhin geboten. DerEZB-Rat solle daher seine derzeitige strategische Ausrichtung beibehalten. Dies beinhalte, dass seine zukünftigen Beschlüsse dafür sorgen sollten, dass sich die EZB-Leitzinsen so lange wie
erforderlich auf einem ausreichend restriktiven Niveau befänden. “
9. Januar: Villeroy de Galhau der Gouverneur der Französischen Notenbank in einer Grußbotschaft zum Jahresanfang: „Vor diesem Hintergrund dürfte 2024 – sofern es keine Überraschungen gibt – das Jahr unserer ersten Zinssenkungen sein. Mir ist bewusst, dass Sie darauf warten, dass ich sage, in welcher Jahreszeit – Frühling, Sommer oder Herbst? – oder auch in welchem Monat. Eigentlich nein: Unsere Entscheidungen werden nicht von einem Zeitplan, sondern von Daten geleitet; und wir dürfen weder Hartnäckigkeit noch Eile an den Tag legen.“
8. Januar: Mario Centeno (Portugiesischer Zentralbankchef) meint im Interview mit Econostream Media, die EZB sollte nicht bis Mai mit Zinssenkungen warten. Sie würden früher gesenkt als bisher von der Notenbankerwartet.
8. Januar: EZB-Ratmitsglied und Kroatischer Notenbankchef Boris Vujcic signalisierte, dass die EZB voraussichtlich nicht im Frühjahr, sondern erst zur Jahresmitte die Leitzinsen senken wird. Diese Enthüllung kam während eines Interviews mit dem kroatischen Sender N1 TV ans Licht.
EZB Ratsmitglied Knot, der auch Chef der Niederländischen Notenbank ist, meint am 20. Dezember 2023 im Interview, er halte eine Zinssenkung im ersten Halbjahr 2024 für unwahrscheinlich. Ähnlich argumentiert auch aktuell der Bundesbankpräsident Joachim Nagel.
2023
28.12.2023 EZB-Ratsmitglied und Gouverneur der Österreichischen Nationalbank Robert Holzmann hält eine Diskussion um Leitzinssenkungen für verfrüht und darüber hinaus gäbe es dafür auch keine Garantie in 2024. Die Wirkung der Notenbankpolitik zeige sich an rückläufigen Inflationsraten, die sich aber weiter auf das 2% Inflationsziel bewegen müssten meint Holzmann in seinem Beitrag „Nach Normalisierung: Geldpolitik steht 2024 im Zeichen der Konsolidierung“.
Oktober 2023: Zusätzlich zum üblichen Dilemma ist für die EZB der Nahostkonflikt hinzugekommen. Je nach Ausgang bzw. Ausweitung als geopolitischer Konflikt dürfte die EZB extrem vorsichtig mit weiteren Zinsänderungen auf der Oktober 2023 Sitzung agieren. Die Redaktion vermutet, dass sich die Notenbank auf der nächsten Sitzung bedeckt hält, sich aber eine Zinsanhebung auf der Dezember-Sitzung offenhalten wird.
Siehe dazu auch Philip R. Lane EZB-Direktoriumsmitglied und Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank am 16. Oktober 2023 im Interview mit Het Financieele Dagblad:“Ist 4 % der höchste Leitzins und wann wird er wieder gesenkt? Da die Inflation zu hoch ist, versuchen wir, Zinssätze deutlich über dem neutralen Bereich zu erzielen. Wir werden die Zinsen so lange wie nötig hoch halten. Wenn wir Inflationsschocks haben, die ausreichend groß oder ausreichend anhaltend sind, müssen wir bereit sein, mehr zu tun. Wir gehen davon aus, dass die Inflation bis 2025 auf 2 % zurückkehren wird. Erst wenn wir hinreichend zuversichtlich sind, dieses Ziel zu erreichen, können wir die Politik normalisieren.“
August/September 2023: Nach der Zinsanhebung am 27. Juli 2023 um 0,25% stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen der Notenbank. Die EZB hat bisher keine bevorzugte Zinspriorität kommuniziert, aber die datenabhängige Entscheidung betont. Damit wird die Entwicklung der Kerninflationsrate im Euroraum zum Key-Faktor für die weiteren Leitzinsentscheidungen.
28.07.2023 Die Commerzbank geht davon aus, dass die EZB den Zinsgipfel bereits erreicht hat und den Zinssatz bis weit in 2024 auf dem aktuellen Niveau belassen wird.
20. Juli 2023 Reuters hat 75 Ökonomen nach ihrer Meinung zum Zinsentscheid am 27. Juli 2023 befragt. Die Umfrage fand zwischen dem 14. bis 19. Juli statt Die Antwort war eindeutig: alle 75 befragten Fachleute waren sich darüber einig, dass die EZB die Leitzinsen 0,25% von bisher 4,0% auf 4,25% anheben wird. Dies kommuniziert die EZB mittlerweile selbst.
Juni 2023 Am Markt sind Leitzinssenkunken für 2023 eingepreist. Die EZB wird nicht müde auf die persistierende Inflation hinzuweisen. Isabell Schnabel hält beispielsweise Zinssenkungen in 2023 für wenig wahrscheinlich (Stand 9. Mai 2023). Bundesbankpräsident Nagel weist am 9. Mai im Interview auf die viel zu hohe Kerninflation hin und dass „Der Kampf gegen die hohe Inflation ist noch nicht gewonnen. Ich hätte mir auch einen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten vorstellen können. Aber wir haben ja bereits weitere Zinsschritte angekündigt……..Ich bin auch Partei: Partei Preisstabilität. Und für stabile Preise reicht das gegenwärtige Zinsniveau eben noch nicht aus.“
27. Juni EZB-Präsidentin Lagarde auf dem Meeting in Sintra:
„Die seit letztem Juli vorgenommenen kumulativen Zinserhöhungen von insgesamt 400 Basispunkten haben ihre Wirkung noch nicht voll entfaltet. Unsere Aufgabe ist indes noch nicht erfüllt. Sofern sich die Aussichten nicht wesentlich ändern, werden wir die Leitzinsen im Juli erneut anheben.“
26. Juni 2023 der ifo-Geschäftsklimaindex fällt auf 88,5 Punkte, vom Markt waren 90,5 Punkte erwartet worden. Die schwächelnde Wirtschaft in Deutschland und Europa wird die EZB auf ihrer nächsten geldpolitischen Entscheidung mit berücksichtigen müssen: Wie Preisstabilität und Wirtschaftswachstum unter einen Hut bringen?
15. Juni 2023 Es gibt auch Marktteilnehmer, die keine weiteren Zinserhöhungen mehr erwarten. Der Investment-Spezialist BANTLEO sieht aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur in den USA und in Europa den Zenit der Leitzinsanhebungen bereits als erreicht an: „Mit Blick weiter voraus spricht ungeachtet dessen die von uns erwartete Rezession dafür, dass die Leitzinsen deutlich früher und ausgeprägter als von den Geldterminmärkten unterstellt gesenkt werden. Wir rechnen ab Herbst mit Zinssenkungen um mindestens 150 Bp.“ Quelle: bantleon.com
1. Juni 2023 EZB Die von Eurostat vormittags veröffentlichte EU-Inflation lag mit 6,1% unter den Markterwartungen. Trotzdem plädierte Christine Lagarde am Nachmittag auf dem Sparkassentag in Hannover für einen weiteren Zins-Lift auf der Juni-Sitzung: „Daher müssen wir unseren Erhöhungszyklus fortsetzen, bis wir genug Zuversicht haben, dass sich die Inflation auf einem guten Weg befindet, zeitnah auf unseren Zielwert zurückzukehren.“
08.05.2023 Philip Lane EZB Chefvolkswirt: Die EZB Leitzinsentscheidungen sollen dazu führen, die Inflation auf den Zielwert von 2% zu bringen. Dazu werden die Zinsentscheidungen anhand der aktuellen Datenlage erfolgen.
24.04.2023 Interview mit I. Schnabel, Politico: „Ich würde also sagen, es ist klar, dass weitere Zinserhöhungen erforderlich sind, aber die Höhe der Zinserhöhungen wird von den eingehenden Daten abhängen.
Bedeutet das, dass 50 Basispunkte für Sie nicht vom Tisch sind?
Datenabhängigkeit bedeutet, dass 50 Basispunkte nicht vom Tisch sind.“
12.04.2023 Robert Holzmann Notenbankchef in Österreich und EZB-Ratsmitglied favorisiert im Interview eine Zinserhöhung im Mai 2023 um 0,5%.
06.04.2023 Interview mit Philip Richard Lane Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank: „Ich denke also, die Formel wäre: Wenn die Basislinie, die wir vor dem Bankenstress entwickelt haben, Bestand hat, ist eine weitere Erhöhung im Mai angebracht. Wir müssen jedoch datenabhängig sein, um zu beurteilen, ob diese Basislinie zum Zeitpunkt unseres Treffens im Mai noch zutrifft.“