Leitzinsen in Japan Japan beendet die Ära der Negativzinsen. Der Leitzins in Japan ist auf dem Notenbanktreffen Ende Juli auf +0,25 % angehoben worden, eine bedeutende Veränderung nach vielen Jahren negativer Zinssätze. Die Bank of Japan (BoJ) hat diese Zinsanhebung vorgenommen, um auf anhaltenden Inflationsdruck und sich verändernde wirtschaftliche Bedingungen zu reagieren. Zuvor hatte die BoJ erstmals nach 17 Jahren im März 2024 eine kleine Zinsanhebung auf 0,1% durchgeführt. 7 Jahre ware die Overnight Call Rate, wie der japanische Leitzins auch bezeichnet wird, negativ gewesen. Diese Maßnahme erfolgte, um die Wirtschaft zu stimulieren und die Deflation zu bekämpfen. Die jüngste Leitzinserhöhung auf 0,25% zeigt, dass die BoJ auf Anzeichen einer anhaltenden Inflation und globalen wirtschaftlichen Trends reagiert. Die Prognosen für 2024, 2025 gehen überwiegend von weiteren kleinen Zinsschritten aus.

Begriff: Der Leitzins für Japan: ist der Zinssatz den Finanzinstitute auf Guthaben von Girokonten bei der Bank of Japan der BoJ zahlen müssen.

 

Japan Leitzinsen aktuell = 0,25%
engl. = short-term interest rate bzw. Overnight Call Rate
Hier gibt es aktuelle Euro Yen Prognosen

 

Die Leitzinsentwicklung in Japan 1985 – 2024

Die Entwicklung des japanischen Leitzinses von 1985 bis 2024 zeigt eine deutliche Veränderung von hohen Zinsniveaus in den 1980er Jahren zu extrem niedrigen oder sogar negativen Zinssätzen in den letzten Jahrzehnten (Abbildung 1). Mitte der 1980er Jahre lag der Leitzins bei über 6 % und stieg bis Ende 1990 auf über 8 %. Diese hohen Zinsen wurden zur Bekämpfung von Inflation und zur Stabilisierung der Wirtschaft eingesetzt, insbesondere in einer Zeit schnellen Wirtschaftswachstums und einer Immobilienblase in Japan.

Grafik zur Entwicklung der Leitzinsen in Japan

Die Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Leitzinsen in Japan. Datenquelle: boj.or.jp

Abb. 1: Entwicklung der Leitzinsen in Japan von 1985 – 2024. (Overnight Call Rate, bzw. key short-term interest rate). Quelle: boj.or.jp

Nach dem Platzen der Immobilienblase Anfang der 1990er Jahre und dem Beginn der sogenannten „Verlorenen Jahrzehnte“ wurde die Geldpolitik erheblich gelockert. Ab 1991 begann die Bank of Japan, die Zinssätze schrittweise zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Bis 1995 fiel der Leitzins auf 0,5 % und blieb bis zum Jahr 1999 auf diesem niedrigen Niveau, bevor er schließlich auf 0 % gesenkt wurde. Diese extrem niedrigen Zinssätze sollten die Deflation bekämpfen und das Wirtschaftswachstum wieder ankurbeln, was jedoch nur begrenzte Erfolge hatte.

Ab 2000

Im neuen Jahrtausend blieb der Leitzins größtenteils nahe oder bei 0 %, mit gelegentlichen leichten Erhöhungen, die jedoch nie dauerhaft waren. Die anhaltende Schwäche der japanischen Wirtschaft und das fortdauernde Problem der Deflation zwangen die Bank of Japan, eine ultra-lockere Geldpolitik zu verfolgen, die auch als Quantitative Lockerung bekannt wurde. Diese Politik beinhaltete massive Anleihenkäufe und die Beibehaltung eines extrem niedrigen Zinssatzes, um Liquidität bereitzustellen und die Kreditvergabe zu fördern.

Dieser lange Zeitraum extrem niedriger Zinssätze spiegelt die anhaltende wirtschaftliche Stagnation in Japan wider, die als „Verlorenes Jahrzehnt“ bekannt ist. Gefolgt von weiteren Jahren langsamen Wachstums und Deflationsdrucks war der Leitzins von Mai 2016 bis September 2023 sogar mit -0,1% negativ. Erst im Jahr 2023 gab es die erste, leichte Zinsanhebung auf zunächst 0,1% und im Juli 2024 auf 0,25 %, was auf eine vorsichtige Änderung der Geldpolitik hindeutet. Dies erfolgte auch als Reaktion auf den wachsenden globalen Inflationsdruck und die Leitzinsen der EZB und der Fed. Die japanische Währung hatte aufgrund der großen Zinsdifferenz zu Europa und den USA stark abgewertet (nutzen sie unseren Euro Yen Rechner für Umrechnungen).  Diese Leitzinserhöhung in 2024 ist ein Zeichen dafür sein, dass die Bank of Japan beginnt, sich von der langjährigen ultralockeren Geldpolitik zu lösen.

2024

Erst im April 2024 wurde der Leitzins leicht auf +0,10 % und im August 2024 auf 0,25% unter dem neuen Notenbankgouverneur Kazuo Ueda angehoben, was eine vorsichtige Abkehr von der langjährigen Niedrigzinspolitik darstellt. Diese Erhöhung spiegelt die sich verändernden globalen wirtschaftlichen Bedingungen und den wachsenden Inflationsdruck wider, dem Japan nun begegnet. Insgesamt zeigt diese Entwicklung, wie die Bank of Japan auf jahrzehntelange wirtschaftliche Herausforderungen reagiert hat, indem sie den Leitzins als zentrales Instrument der Geldpolitik anpasste.

Japan Leitzins Prognose 2024, 2025 und 2026

Die Leitzinsprognosen der ING für Japan (Tabelle 2) deuten auf eine bemerkenswerte Wende in der Geldpolitik des Landes hin, die auf eine allmähliche Straffung in den kommenden Jahren abzielt. Der aktuelle Leitzinssatz von 0,1% reflektiert Japans anhaltenden Kampf gegen eine langwierige Deflation und ein verhaltenes Wirtschaftswachstum.

Tab. 2: Prognose für den Leitzins in Norwegen 2024, 2025 und 2026. Quelle: ing.com

Quartal Jahr 3Q 2024 4Q 2024 1Q 2025 2Q 2025 3Q 2025 4Q 2025 4Q 2026
Leitzins in % 0,25 0,50 0,75 0,75 1,00 1,00 1,00

Für das dritte Quartal 2024 wird eine erste moderate Anhebung des Zinssatzes auf 0,25% prognostiziert. Diese Maßnahme signalisiert einen vorsichtigen Beginn des Ausstiegs aus der ultra-lockeren Geldpolitik, um auf sich verbessernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu reagieren.

Im vierten Quartal 2024 soll der Leitzins weiter auf 0,50% steigen. Diese Anpassung zeigt das Vertrauen der Zentralbank in die Stabilität der wirtschaftlichen Erholung und das langsame Anziehen der Inflation.

Für das erste Quartal 2025 wird ein weiterer Anstieg auf 0,75% erwartet, was auf eine fortgesetzte positive wirtschaftliche Entwicklung hinweist. Interessanterweise bleibt der Zinssatz im zweiten Quartal 2025 unverändert bei 0,75%, was auf eine Phase der Abwägung und Stabilität hindeutet.

Im dritten Quartal 2025 wird eine erneute Anhebung auf 1,00% prognostiziert, die bis zum vierten Quartal 2026 beibehalten werden soll. Diese kontinuierliche Erhöhung spiegelt die Erwartungen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung und einer stabilen Inflation wider. Ein konstantes Niveau von 1,00% in den folgenden Quartalen deutet darauf hin, dass die Zentralbank Japans das Gleichgewicht zwischen Wachstumsförderung und Inflationskontrolle gefunden hat.

Insgesamt zeichnen diese Prognosen ein Bild einer vorsichtigengen Leitzinsen, aber entschlossenen Normalisierung der Geldpolitik Japans, wobei die Notwendigkeit einer stabilen und nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung im Vordergrund steht.

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