Es existieren verschiedene Methoden Änderungen von Verbraucherpreisen zu messen und zu berechnen. Prinzipiell geht es dabei immer darum, Preisänderungen von Waren und Dienstleistungen zu erfassen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Energieprodukte wie Benzin und Öl, aber auch Nahrungsmittel sehr volatil sind und die Inflationsraten besonders beeinflussen. Um diese Einflüsse auszuschließen wurde das Konzept der Kerninflation (KInf) entwickelt.
In der Öffentlichkeit ist der Verbraucherpreisindex die wichtigste Bezugsgröße, die vom Statistischen Bundesamt monatlich erhoben wird und auch in den Medien jeweils ausführlich analysiert wird. Für die EZB spielt bei der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung die Core Inflation eine wichtige Rolle. Die Kerninflation im Euroraum beträgt im Oktober 2024 unverändert wie im September 2,7% und ist damit immer noch über dem Zielwert der Notenbank. Die Prognosen liegen für 2024 bei ca. 3% und für 2025 bei ca. 2,5%.
Kerninflation Deutschland im Oktober 2024 = 2,9%, (September 2,7%, August 2024 2,8%, Juli 2,9%, Dezember 2023 3,5%)
Durchschnitt 2022 = 3,9%
Core Inflation* Euroraum Oktober 2024 2,7% (September 2,7%, August 2024 2,8%)
(* Gesamtindex HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak. Quelle: ec.europa.eu)
Core Inflation China August 2024 = -0,2%
Polen
Türkei
Das Statistische Bundesamt hat im Februar 2023 eine routinemäßige Revision durchgeführt. Dabei wurden die Daten zum Verbraucherpreisindex ab 2021 auf das Basisjahr 2020 umgestellt und korrigiert. Dadurch ergeben sich auch bei der Kerninflation Abweichungen zu den vor der Revision veröffentlichten Daten für den Zeitraum 1.1.2021 – 31.12.2022.
Hier finden Sie eine Übersicht zur Inflation Deutschland 2023 einen Inflationsrechner und hier zur USA Inflation.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung der Kerninflation in Deutschland
Die Entwicklung der Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel seit 2006 ist in der Abbildung 1 dargestellt.
Abb. 1: Entwicklung von Inflation und Kerninflation (Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie) in Deutschland von 2006 – Oktober 2024. Revision von 2/2023 berücksichtigt. Datenquelle: destatis.de
Aus der Abbildung 1 wird deutlich:
Aktuell ist die Kerninflation mit 2,8% im August höher als die Inflationsrate mit 1,9% und liegt deutlich über dem EZB Zielwert von nahe 2% und über dem langjährigen Mittel von 1,2% (Zeitraum 01.01.2006 – 31.07.2020). Sie schwankt deutlich weniger als die Inflationsrate, da bei der Berechnung die Preisentwicklung von Energie und Nahrungsmittel nicht berücksichtigt wird. Insbesondere der Ölpreis zeigt in den letzten Jahren sehr große Schwankungen.
Die Definition von Kerninflation ist die Inflationsrate ohne den Beitrag von Energie und Nahrungsmittel. Der Begriff stammt von dem deutschen Ökonom Otto Eckstein (1981).
In den folgenden Tabellen sind die Daten für verschiedene Jahre jeweils für einzelne Monate angegeben.
2024
Die Entwicklung der Kernverbraucherpreise in Deutschland im Jahr 2024 zeigt einen allmählichen, aber nur relativ geringen Rückgang von 3,4 % im Januar auf 2,8 % im August (Tabelle 1 und Abbildung 2). Trotz dieser Abnahme liegt die Rate weiterhin deutlich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 %. Entscheidend ist, dass dieser Rückgang nicht von einer Entspannung im Dienstleistungssektor getragen wird. Im Gegenteil: Die Preisentwicklung in der Dienstleistungsbranche bleibt robust und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Kerninflation auf einem relativ hohen Niveau verharrt.
Und damit die Herausforderungen, vor denen die EZB bei der Wiederherstellung der Preisstabilität steht, unterstreicht. Der Dienstleistungssektor ist dafür bekannt, dass Preisanpassungen langsamer, aber auch nachhaltiger erfolgen, was die Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen einschränkt. Das nominale Lohnwachstum betrug im 2. Quartal 2024 immerhin 5,4%. Dies bedeutet, dass selbst bei einem Rückgang in anderen Bereichen der KInf, wie etwa bei langlebigen Konsumgütern, der anhaltende Preisdruck im Dienstleistungssektor die Kernrate hochhält.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der zukünftigen geldpolitischen Strategie der EZB. Die letzte Meile der Inflationsbekämpfung ist bekanntlich besonders schwierig.
Tab. 1: Kerninflation 2023 in Deutschland nach Monaten
Monat 2024 | Kerninflationsrate |
Januar | 3,4 % |
Februar | 3,4% |
März | 3,3% |
April | 3,0% |
Mai | 3,0% |
Juni | 2,9% |
Juli | 2,9% |
August | 2,8% |
September | 2,7% |
Oktober | 2,8% |
Erst die weitere Entwicklung in den nächsten Monaten wird zeigen, ob eine Rückkehr zu niedrigen Niveaus stattfindet (Abbildung 2).
Abb. 2: Entwicklung der Kerninflation in Deutschland 2022 – 2024
2023
Im Durchschnitt betragen die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel in Deutschland 2023 (Januar – September) 5,5% bei einem Median von 5,6% und einer Standardabweichung von 0,38. Die Volkswirte gehen von weiter fallenden Raten aus. Allerdings ist unklar wie schnell und auf welches Niveau der Rückgang erfolgen wird.
Im September 2023 hat sich die Inflation ohne Energie und Nahrungs weiter abgeschwächt. Mit 4,6% liegt der Wert auf dem des Vorjahresmonats. Im Juni 2023 geht es wieder aufwärts: +5,8% und damit so hoch wie im März und April 2023. Im Juni trugen Dienstleistungen mit+5,3% besonders zum Gesamtanstieg bei.
Im Mai 2023 gingen die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel mit 5,4% gegenüber den Vormonaten leicht zurück. Viele Ökonomen sehen trotzdem eine Verfestigung der Inflation auf erhöhtem Niveau.
Auch die EZB beobachtet den Anstieg mit Argusaugen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagt im Interview mit Bloomberg am 15.12.2022: „Wir haben unser Ziel in Bezug auf die Gesamtinflation definiert, aber wir wissen, was die Gesamtinflation mittelfristig antreibt, ist die Kerninflation.“ In der Tabelle 1 sind die Daten für 2023 angegeben.
Tab. 1: Kerninflation 2023 in Deutschland nach Monaten
Monat 2023 | Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel in % |
Januar | 5,6 % |
Februar | 5,7 % |
März | 5,8% |
April | 5,8% |
Mai | 5,4% |
Juni | 5,8% |
Juli | 5,5% |
August | 5,3% |
September | 4,6% |
Oktober | 4,3% |
November | 3,8% |
Dezember | 3,5% |
2022
In der Tabelle 2 sind die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel für 2022 im Vergleich zum Vorjahr angegeben.
Tab. 2: Kerninflationsrate 2022 vor und nach Revision von 2/2023
Monat 2022 | nach Revision 2/2023 | vor Revision 2/2023 |
Januar | 2,7% | 2,9% |
Februar | 2,8% | 3,0% |
März | 3,0% | 3,4% |
April | 3,4% | 3,8% |
Mai | 3,7% | 3,8% |
Juni | 3,3% | 3,2% |
Juli | 3,5% | 3,2% |
August | 3,7% | 3,5% |
September | 4,6% | 4,6% |
Oktober | 4,8% | 5,0% |
November | 5,0% | 5,0% |
Dezember | 5,2% | 5,2% |
Statistik: Durchschnitt
Von Januar bis Dezember 2022 beträgt die Kerninflation im Durchschnitt 3,9%, der Median liegt bei 3,5%.
Tab. 3: Statistik 2022
Mittelwert | 3,8 % |
Median | 3,5 % |
Standardabweichung | 0,79 |
2021
Jahresrate 2021 = 2,4 %
Tab. 4: Kerninflation 2021 vor und nach Revision von 2/2023
Monat 2021 | nach Revision 2/2023 | vor Revision 2/2023 |
Januar | 1,4% | 1,4% |
Februar | 1,5% | 1,4% |
März | 1,5% | 1,4% |
April | 1,4% | 1,3% |
Mai | 1,6% | 1,9% |
Juni | 1,9% | 1,8% |
Juli | 3,0% | 2,7% |
August | 3,0% | 2,8% |
September | 3,1% | 2,9% |
Oktober | 3,1% | 2,9% |
November | 3,3% | 3,3% |
Dezember | 3,6% | 3,7% |
2020
Tab. 5: Daten 2020
Monat 2020 | Kerninflationsrate in % |
Januar | 1,7 |
Februar | 1,7 |
März | 1,4 |
April | 0,8 |
Mai | 0,6 |
Juni | 0,9 |
Juli | -0,1 |
August | 0 |
September | -0,2 |
Oktober | -0,2 |
November | -0,3 |
Dezember | -0,3 |
2019
Tab. 6: Daten 2019
Monat 2019 | Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel in % |
Januar | 1,3 |
Februar | 1,4 |
März | 1,1 |
April | 1,8 |
Mai | 1,2 |
Juni | 1,7 |
Juli | 1,6 |
August | 1,5 |
September | 1,6 |
Oktober | 1,6 |
November | 1,7 |
Dezember | 1,8 |
Kerninflation Prognosen
Die Antizipation wirtschaftlicher Entwicklungen spielt für geldpolitischen Entscheidungen der großen Notenbanken eine entscheidende Rolle. Insbesondere die Prognosen zur Kerninflation nehmen dabei einen prominenten Platz ein. Die Fähigkeit, vorausschauend zu agieren und frühzeitig auf mögliche wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren, ist ein zentrales Merkmal erfolgreicher Geldpolitik. Durch eine treffsichere Vorhersage zur Kernrate der Verbraucherpreise können Notenbanken Geldpolitik nicht nur auf aktuelle, sondern auch auf erwartete künftige Entwicklungen ausrichten.
Ein verlässliches Bild zukünftiger Inflationstrends gibt den Notenbanken das nötige Rüstzeug, um präventive Maßnahmen zu ergreifen. Würde man sich allein auf aktuelle Inflationsdaten stützen, so wäre das Handeln der Notenbanken reaktiv und möglicherweise weniger effizient. Vorhersagen zu den Kern-Verbraucherpreisen bieten hingegen eine Vorwarnfunktion, die es ermöglicht, frühzeitig gegensteuernde Maßnahmen, wie Zinserhöhungen oder -senkungen, zu ergreifen.
Letztendlich sind die Prognosen zu den Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel nicht nur Indikatoren für zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen, sondern auch ein Ausdruck des Vertrauens, welches Marktteilnehmer in die Geldpolitik der Notenbank setzen.
In der Tabelle 7 werden Prognosen verschiedener Organisationen vorgestellt.
Die Bundesbank prognostiziert in ihrer Vorhersage vom 7. Juni 2024 nur einen verhaltenen Rückgang der Core Inflation. Für 2024 werden 3,1% erwartet, ein Wert der deutlich über dem EZB-Ziel von 2% liegt. Für 2025 wird eine Abnahme auf 2,5% und für 2026 auf 2,3% vorhergesagt.
Auch der Sachverständigenrat erwartet mit seinem Frühjahrsgutachten vom 15. Mai 2024 für das laufen Jahr mit 3,0% eine über der Inflationsrate liegende Kerrate. Für 2025 werden 2,4% erwartet.
Tab. 7: Prognosen zur Kerninflation 2024 und 2025
Prognose von Organisation | Datum | 2024 | 2025 | 2026 |
Bundesverband deutscher Banken (BdB) | 25.09.2023 | 2,80% | 2,30% | |
Deutsche Bundesbank (HVPI) | 07.06.2024 | 3,10% | 2,50% | 2,3% |
ifo München | 05.09.2024 | 2,70% | 2,30% | |
Deutsche Bank Research | 03.07.2023 | 3,40% | ||
Sachverständigenrat | 15.05.2024 | 3,0% | 2,4% | |
OECD von März 2023 | 3,10% |
EZB (Core HICP inflation forecasts) zur HVPI-Inflation
Die aktuelleste Schätzung stammt von der EZB-Sitzung September 2024:
EU-Inflation 2024 = 2,9%, 2025 = 2,3% und 2026 = 2,0%.
Die bedeutendste Schätzung der Kernrate ist die der Professionellen Prognostiker der Europäischen Zentralbank (ECB Survey of Professional Forecasters) EZB Forecaster.
Die Vorhersage der Professional Forecasters vom 3. Quartal 2024 ist in der Tabelle 1 angegeben.
Tab. 8: Prognose der Kerninflation für den Euroraum von 2024 – 2026. Quelle: www.ecb.europa.eu
Vorhersage vom 19.09.2024 | für 2024 | 2025 | 2026 | long term |
Prognose | 2,70% | 2,20% | 2,00% | 2,00% |
Die kurz- und mittelfristigen Inflationserwartungen der SPF-Teilnehmer blieben weitgehend unverändert, wenn auch für 2026 etwas niedriger. Die Inflationserwartungen für 2024 und 2025 blieben unverändert bei 2,4 % bzw. 2,0 %, während sie für 2026 leicht (um 0,1 Prozentpunkte) auf 1,9 % sanken. Angesichts des erwarteten Aufschwungs der Wirtschaftstätigkeit wurde erwartet, dass sich das Wachstum der Lohnstückkosten aufgrund eines langsameren Lohnwachstums und eines höheren Wachstums der Arbeitsproduktivität abschwächt.
Berechnung
Wie wird die Kerninflation berechnet? Dazu wird der aktuelle Gesamtverbraucherpreis (Monat X) ohne Energie und Nahrungsmittel durch den Gesamtverbraucherpreis (Monat X) ohne Energie und Nahrungsmittel des Vorjahresmonats dividiert und mit 100 multipliziert. Durch Subtraktion von -100 ergibt sich die Kerninflationsrate des Monats x.
Formel
Die Formel zur Berechnung der Kerninflation lautet:
[(aktueller Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel / Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel Vorjahresmonat) • 100] – 100Core Inflation Euroraum
Der Harmonisierte Verbraucherpreisindizes Gesamtindex (HVPI) ohne Energie und nichtverarbeitete Nahrungsmittel eines Monats im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die aktuelle Kerninflationsrate im Euroraum. In den folgenden Tabelle sind die Werte für 2024, 2023, 2022 und 2021 angegeben.
2024
Tab. 9: EU-Kerninflation 2024. Quelle: Eurostat
Monat 2024 | Rate |
Januar | 3,3% |
Februar | 3,1% |
März | 2,9% |
April | 2,7% |
Mai | 2,9% |
Juni | 2,9% |
Juli | 2,9% |
August | 2,8% |
September | 2,7% |
Oktober | 2,7% |
EU-Länder im Detail
In der folgenden Tabelle 10 ist die Core Inflation in 2024 für verschiedene Länder angegeben. Quelle: ec.europa.eu
Tabelle 10: Kerninflation EU-Länder + Europäischer Wirtschaftsraum 2024 in Prozent
Jan 24 | Feb 24 | Mrz 24 | Apr 24 | Mai 24 | Jun 24 | Jul 24 | Aug 24 | Sep 24 | |
Europäische Union | 3,7 | 3,5 | 3,3 | 3,0 | 3,2 | 3,1 | 3,1 | 3,0 | |
Eurozone | 3,3 | 3,1 | 2,9 | 2,7 | 2,9 | 2,9 | 2,9 | 2,8 | 2,7 |
Belgien | 4,9 | 4,0 | 3,8 | 3,4 | 3,1 | 3,2 | 3,3 | 3,1 | 3,0 |
Bulgarien | 4,7 | 4,3 | 3,9 | 2,5 | 3,0 | 3,0 | 3,1 | 2,9 | |
Tschechien | 4,8 | 4,3 | 4,4 | 4,2 | 4,1 | 3,8 | 3,9 | 3,9 | |
Dänemark | 2,4 | 1,9 | 2,0 | 1,2 | 1,7 | 1,1 | 0,8 | 0,9 | |
Deutschland | 3,4 | 3,5 | 3,2 | 2,9 | 3,5 | 3,3 | 3,3 | 3,0 | 3,0 |
Estland | 5,0 | 5,0 | 4,9 | 5,7 | 5,1 | 4,9 | 4,9 | 4,9 | |
Irland | 3,8 | 3,2 | 2,8 | 2,3 | 2,5 | 2,2 | 2,4 | 2,3 | |
Griechenland | 3,1 | 3,0 | 3,4 | 3,1 | 2,8 | 3,4 | 3,8 | 3,7 | 3,6 |
Spanien | 3,2 | 3,3 | 3,1 | 2,7 | 3,0 | 3,0 | 2,8 | 2,8 | |
Frankreich | 2,7 | 2,5 | 2,2 | 2,3 | 2,3 | 2,5 | 2,3 | 2,6 | 2,2 |
Kroatien | 5,2 | 5,3 | 5,4 | 5,2 | 4,9 | 4,4 | 4,3 | 4,4 | 4,8 |
Italien | 2,8 | 2,6 | 2,2 | 2,2 | 2,2 | 2,1 | 2,4 | 2,3 | 1,8 |
Zypern | 2,6 | 2,9 | 2,5 | 1,8 | 3,0 | 2,4 | 2,5 | 2,7 | 3,2 |
Lettland | 3,8 | 3,5 | 3,8 | 3,4 | 3,1 | 4,1 | 3,4 | 3,9 | |
Litauen | 4,7 | 4,6 | 3,8 | 3,5 | 3,3 | 3,3 | 2,9 | 2,8 | |
Luxemburg | 3,6 | 3,3 | 3,4 | 2,4 | 2,5 | 2,5 | 2,0 | 2,5 | |
Ungarn | 7,8 | 7,0 | 6,5 | 5,9 | 5,9 | 5,9 | 5,8 | 5,8 | |
Malta | 2,5 | 2,4 | 2,2 | 1,8 | 1,9 | 2,0 | 2,1 | 2,3 | 1,8 |
Niederlande | 3,4 | 2,8 | 3,1 | 2,3 | 2,5 | 3,1 | 3,4 | 3,5 | 3,7 |
Österreich | 5,3 | 5,0 | 4,8 | 4,1 | 4,0 | 3,9 | 3,7 | 3,7 | |
Polen | 5,4 | 4,9 | 4,2 | 3,9 | 3,5 | 3,5 | 3,8 | 3,7 | |
Portugal | 2,9 | 2,6 | 3,2 | 2,4 | 3,5 | 2,5 | 2,2 | 1,8 | |
Rumänien | 10,2 | 10,0 | 10,5 | 10,4 | 9,9 | 9,3 | 9,2 | 6,9 | |
Slowenien | 3,9 | 4,2 | 4,0 | 3,3 | 3,0 | 2,7 | 2,5 | 2,2 | |
Slowakei | 5,4 | 4,8 | 3,9 | 3,6 | 3,7 | 3,6 | 4,4 | 4,5 | 4,3 |
Finnland | 2,9 | 2,7 | 2,1 | 1,7 | 1,5 | 1,8 | 1,7 | 2,0 | 2,2 |
Schweden | 5,0 | 4,3 | 4,1 | 3,8 | 3,7 | 2,8 | 2,6 | 2,6 |
Die Entwicklung der Kerninflation in der Europäischen Union und der Eurozone im Jahr 2024 zeigt eine allgemeine Abwärtsbewegung der Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel. In der Europäischen Union begann das Jahr mit einer Kernrate von 3,7% im Januar, die bis September schrittweise auf 3,0% fiel. Die Eurozone verzeichnete eine ähnliche Tendenz, beginnend bei 3,3% im Januar und erreichte im September 2,7%. Dies deutet darauf hin, dass der Inflationsdruck allmählich nachlässt, was auf erfolgreiche geldpolitische Maßnahmen und eine Stabilisierung der Nachfrage zurückzuführen sein könnte.
Ein genauerer Blick auf die einzelnen Länder zeigt deutliche Unterschiede. Besonders niedrige Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel finden sich in Ländern wie Dänemark, wo die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel von 2,4% im Januar auf nur 0,9% im August zurückging. Auch Malta verzeichnete einen Rückgang, von 2,5% im Januar auf 1,8% im September. Diese Länder zeichnen sich durch stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen und möglicherweise geringere Nachfrage aus.
Im Gegensatz dazu haben einige Länder deutlich höhere Inflationsraten. Rumänien führt die Liste an, mit einer extrem hohen Kerninflation von 10,2% im Januar, die sich bis September nur auf 6,9% reduzierte. Ungarn verzeichnete ebenfalls hohe Werte, wobei die Rate konstant bei etwa 5,9% blieb. Diese Länder könnten mit strukturellen Problemen wie schwachen Währungen, steigenden Lohnkosten oder ineffizienten Märkten zu kämpfen haben.
Fazit
Ein interessanter Trend ist der Rückgang der Inflation in den meisten Ländern im Jahresverlauf. Besonders stark ist dieser Rückgang in Ländern wie Rumänien, Kroatien und Polen, die im ersten Halbjahr noch hohe Inflationswerte hatten, aber bis September eine deutliche Abschwächung verzeichneten. Die Ausnahme bildet Estland, das trotz eines Rückgangs im Sommer eine Kernrate von 4,9% beibehält.
Insgesamt ist festzustellen, dass die Kerninflation in den meisten EU-Ländern tendenziell rückläufig ist, obwohl die Höhe der Preissteigerungen zwischen den Ländern stark variiert. Die hohe Inflation in osteuropäischen Ländern könnte auf wirtschaftliche Herausforderungen und strukturelle Unterschiede hinweisen, während Westeuropa tendenziell niedrigere Inflationsraten aufweist.
2023
Tab. 11: EU-Kerninflation 2023. Quelle: Eurostat
Monat 2023 | Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel |
Januar | 5,2% |
Februar | 5,6% |
März | 5,7% |
April | 5,6% |
Mai | 5,3% |
Juni | 5,4% |
Juli | 5,5% |
August | 5,3% |
September | 4,6% |
Oktober | 4,2% |
November | 3,6% |
2022
Tab. 12: EU-Kernrate Inflation 2022. Quelle: Eurostat
Monat 2022 | Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel |
Januar | 2,4% |
Februar | 2,7% |
März | 3,0% |
April | 3,5% |
Mai | 3,8% |
Juni | 3,7% |
Juli | 4,0% |
August | 4,3% |
September | 4,8% |
Oktober | 5,0% |
November | 5,0% |
Dezember | ?% |
2021
Tab. 13: EU-Daten 2021. Quelle: Eurostat
Monat 2021 | K.-Rate |
Januar | 1,4% |
Februar | 1,2% |
März | 1,0% |
April | 0,8% |
Mai | 0,8% |
Juni | 0,9% |
Juli | 0,9% |
August | 1,6% |
September | 1,9% |
Oktober | 2,1% |
November | 2,6% |
Dezember | 2,6% |
HVPIs sind für internationale Vergleiche der Verbraucherpreisinflation konzipiert. Der Index wird zur Bewertung des Inflationskonvergenzkriteriums gemäß Artikel 121 des Vertrags von Amsterdam und von der EZB zur Bewertung der Preisstabilität für geldpolitische Zwecke verwendet. Die EZB definiert Preisstabilität auf der Grundlage der Jahresänderungsrate des HVPI des Euro-Währungsgebiets.
Die HVPI werden auf der Grundlage harmonisierter Normen erstellt, die für alle Mitgliedstaaten verbindlich sind. Vom Konzept her handelt es sich beim HVPI um Preisindizes vom Typ Laspeyres und werden als jährliche Kettenindizes berechnet, die jedes Jahr wechselnde Gewichtungen berücksichtigen.
Der HVPI wird auf der Grundlage der ECOICOP-HVPI-Klassifikation nach Verbrauchsausgaben aufgeschlüsselt.
HVPI werden unter Verwendung eines gemeinsamen Indexbezugszeitraums (2015 = 100) erstellt und veröffentlicht. Wachstumsraten werden aus veröffentlichten Indexständen berechnet.
Indizes sowie sowohl Wachstumsraten zum Vormonat (M/M-1) als auch zum entsprechenden Vorjahresmonat (M/M-12) sind weder kalender- noch saisonbereinigt.
Hintergründe
Die Entwicklung des theoretischen Konzepts der Kerninflation ist in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begründet.
Mit der Berechnung der Verbraucherpreisen ohne Nahrungsmittel und Energie wurde versucht, bestimmte Komponenten auszuschließen, die großen relativen Preisänderungen unterliegen. Der Grund dafür ist, dass ungewöhnliche Veränderungen wie der Anstieg der Energiepreise um 14,2 Prozent oder der Anstieg der Tabakpreise um 18 Prozent in 1998 wahrscheinlich nicht mit dem zugrunde liegenden Trend der VPI-Inflation zusammenhängen.
Die Geldbehörden befassen sich nicht mit jeder Preisschwankung. Sie konzentrieren sich vielmehr auf den zugrunde liegenden Trend. Die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel entsprichen fiktiv diesem allgemeinen Inflationstrend. Eine Möglichkeit zur Definition der Kerninflation besteht im Kontext der Quantitätstheorie des Geldes, bei der der allgemeine Inflationstrend der Inflation entspricht, die infolge einer Währungsstörung entsteht.
Friedman (1969) zitierte in Bryan und Pike (1991), dass es normalerweise zwei verschiedene Erklärungen für Preisbewegungen gibt. „Allen Störungen gemeinsam ist, dass die Preisbewegungen Änderungen der Geldmenge widerspiegeln … Die andere Erklärung betraf einige besondere Umstände des jeweiligen Anlasses: gute oder schlechte Ernten; Störungen im internationalen Handel; und so weiter in großer Vielfalt. “
Warenkorb
Bei der Berechnung der Kerninflation für Deutschland werden bestimmte Warengruppen ausgeschlossen, um eine genauere Einschätzung der langfristigen Inflationstrends zu ermöglichen, die weniger von kurzfristigen Preisschwankungen beeinflusst werden. Die folgenden Warengruppen werden zur Berechnung mittels Warenkorb ausgeschlossen:
Energie: Dazu gehören unter anderem Heizöl, Kraftstoffe, Gas und Strom. Diese Preise können stark schwanken aufgrund von globalen Ölpreisschwankungen, politischen Ereignissen und anderen externen Faktoren.
Nahrungsmittel: Insbesondere frische Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Die Preise für diese Produkte können saisonalen Schwankungen und witterungsbedingten Einflüssen unterliegen.
Durch den Ausschluss dieser volatilen Warengruppen kann die Kerninflation ein stabileres und klareres Bild der zugrunde liegenden Inflationstrends liefern.
Bei der Berechnung der core inflation für den Euroraum wird für die Berechnung im Warenkorb neben Energie und Nahrungsmittel auch noch Alkohol und Tabak ausgeschlossen.
News
10.07.2023 Mario Centeno EZB-Ratsmitglied, am 9. Juli 2023 im Bloomberg Interview: „Die Kerninflation ist ein sehr wichtiger Indikator“, sagte er. „Sie sinkt nicht so schnell wie die Gesamtinflation, aber wir müssen uns auch daran erinnern, dass sie auf dem Weg nach oben genau den gleichen Verlauf genommen hat.“ Deshalb müssen wir auch bei der Art und Weise, wie wir die Inflation bekämpfen, zuversichtlich bleiben.“
13.09.2021 Nouriel Roubini: „Bemerkenswert ist, dass verschiedene Inflationsmaße nicht nur deutlich über dem Zielwert liegen, sondern auch zunehmend hartnäckig sind. In den USA beispielsweise dürfte die Kerninflation, die die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise ausklammert, bis zum Jahresende immer noch nahe 4 % liegen. Auch die Makropolitik wird wahrscheinlich locker bleiben, gemessen an den Konjunkturplänen der Biden-Regierung und der Wahrscheinlichkeit, dass schwache Volkswirtschaften der Eurozone auch 2022 hohe Haushaltsdefizite aufweisen werden. Und die Europäische Zentralbank und viele andere Zentralbanken der fortgeschrittenen Volkswirtschaften bleiben voll und ganz engagiert unkonventionelle Politik viel länger fortzusetzen“ Quelle: www.project-syndicate.org
Hashtags: #kerninflation
Literatur und Quellennachweis
Bańbura M. et al. 2023: What drives core inflation? The role of supply shocks, EZB Working Paper Serie, Nr. 2875.
Bilke L., Stracca L., 2000: “A Persistence-weighted Measure of Core Inflation in the Euro area, Economic Modelling 24 (2007) 1032–1047. Text.
Carlomagno G., Fornero J., Sansone A., 2021: Toward a general framework for constructing and evaluating core inflation measures. Banco Central Chile, N° 913 Abril 2021.
Shigenori Shiratsuka 2015: Performance of Core Indicators of Japan’s Consumer Price Index”, Bank of Japan Review, 2015-E-7. Text.
Clark T., 2001: Comparing measures of core inflation. Economic Review, Federal Reserve Bank of Kansas City, vol. 86(Q II), pages 5-31.. Text
Core HICP inflation forecasts – EZB
Deutsche Bank Research – Deutschland-Monitor Baufinanzierung Q3/2023
Eckstein O., 1981: Core Inflation. Prentice-Hall.
Fang X., Liu Y., Roussanov N., 2021: Getting to the Core: Inflation Risks Within and Across Asset Classes. Jacobs Levy Equity Management Center for Quantitative Financial Research Paper. SSRN
ifi Institut – Konjunkturprognose Herbst 2023
Kerninflationsraten in der Schweiz 2020 – Schweizerische Nationalbank Zürich. Text
Quah, D. and S.P. Vahey (1995), “Measuring Core Inflation”, Economic Journal 105, 1130-1144. PDF
Residual Seasonality in Core Consumer Price Inflation: An Update – FED
Rich R., Steindel C., 2005: A review of core inflation and an evaluation of itsmeasures. Federal Reserve Bank of New York. Link