Sowohl im Wertpapierhandel als auch im Devisenhandel sind die Begriffe Geldkurs Briefkurs bekannt. Aus Sicht der europäischen Banken handelt es sich beim Geldkurs um den Ankaufskurs von Wertpapieren oder von Euro, beim Briefkurs um den Verkaufskurs. International wird der Geldkurs auch als Bid und Ask bezeichnet, in Ableitung von der englischen Vokabel „bid“, die „Gebot“ oder „Angebot“ bedeutet. „Ask“ steht für Nachfrage. Das Gegenteil des Geldkurses ist der Briefkurs. Der Geldkurs ist niedriger als der Briefkurs. Im Volksmund wird auch von Geldwechselkurs gesprochen.
Achtung! Die Brief- Geldkurse der einzelnen Banken orientieren sich zwar an den Devisenmittelkursen bzw. Referenzkursen, werden aber von jedem Kreditinstitut autonom festgelegt. Daher unterscheiden sich die Kurse zum Teil deutlich und sollten bei Transaktionen miteinander vergleichen werden.
Inhaltsverzeichnis
Geldkurs von Wertpapieren & Fremdwährungen wie CHF, USD, GBP
Im Wertpapierhandel bezeichnet der Geldkurs den Preis, den ein Käufer für ein Wertpapier zu zahlen bereit ist. Der Käufer gibt also Geld, um ein Papier zu erhalten. Aus Sicht des Käufers wird der Geldkurs auch Kaufkurs oder Ankaufkurs genannt.
Im Devisenhandel kommt es darauf an, ob der Wechselkurs als Mengennotierung oder als Preisnotierung angegeben wird:
- Preisnotierung: wie viele Einheiten der eigenen Währung muss der Käufer zahlen, um eine Einheit einer Fremdwährung zu erhalten?
- Mengennotierung: wie viele Einheiten einer Fremdwährung erhält der Käufer für eine Einheit seiner Landeswährung?
Bei einer Preisnotierung verhält es sich wie bei den Wertpapieren und es handelt sich bei dem Geldkurs um den Ankaufskurs, zu dem Kreditinstitute oder Devisenhändler Fremdwährungen ankaufen. Am beliebtesten ist die internationale Währung USD, aber auch das Pfund (GBP) und als Sicherheitswährung Schweizer Franken (CHF) oder Yen (JPY). Die Kurse selbst unterliegen nicht der Umsatzsteuer. Allerdings können Umsätze mit Devisen von Umsatzsteuer-Berechtigten beispielsweise bei der Vorsteuererklärung geltend gemacht werden. Das BMF gibt dazu monatlich die Umrechnungskurse. Unser Umsatzsteuer Rechner erledigt die Berechnung kostenlos.
Seit dem 1. Januar 1999 wurde im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsunion die Angabe der Wechselkurse innerhalb der EU von Preisnotierung auf Mengennotierung umgestellt. Seither bezeichnet der Geldkurs im Devisenhandel den Kurs, zu dem die Banken Fremdwährungen verkaufen. Aus Sicht der Bank handelt es sich bei einem Devisenverkauf um den Ankauf von Euro, weshalb der Geldkurs Anwendung findet.
Gespannte – doppelt gespannte Kurse: Devisen Mittelkurse
Der günstigste Kurs im Devisenhandel ist der von der Europäischen Zentralbank festgelegte Mittelkurs. Wenn ein Kreditinstitut mit seinen Filialen Devisen verrechnet, wird häufig ein Kurs verwendet, der genau in der Mitte zwischen dem Briefkurs und dem Mittelkurs liegt. Dieser Kurs wird als gespannter Geldkurs bezeichnet. Ein doppelt gespannter Geldkurs befindet sich in der Mitte zwischen dem gespannten Kurs und dem Mittelkurs. Die Europäische Zentralbank veröffentlicht täglich Devisenmittelkurse als Referenzkurse unter https://www.ecb.europa.eu/stats/exchange/eurofxref/html/index.en.html
Devisenmittelkurs Formel und Berechnung
Mathematisch wird der Mittelkurs einfach als arithmetisches Mittel aus dem Geld- Briefkurs nach der Formel:
berechnet.
Beispiel einer Berechnung
Beispielrechnung für das Währungspaar USD/Euro. Der Kurs bezieht sich auf den Gegenwert von 1 Euro:
Geldkurs = 1,0851, Briefkurs = 1,0911
Mittelkurs = (1,0851 + 1,09)/2 = 1,0881
Geldkurs Briefkurs in der Praxis
Der Briefkurs ist das Gegenteil des Geldkurses. Der Briefkurs notiert höher als der Geldkurs. Bankkunden in der EU müssen den Briefkurs zahlen, wenn sie Aktien kaufen oder Euro verkaufen, um eine Fremdwährung zu erhalten. Die englische Bezeichnung für den Briefkurs lautet Ask, nach der Übersetzung der englischen Vokabel „to ask“, die übersetzt nachfragen oder verlangen bedeutet.
Zum Briefkurs bieten Marktteilnehmer am Finanzmarkt ihre Produkte wie Anleihen, Aktien, Sorten, Devsien etc. zum Verkauf an. Aus Sicht eines Investors ist der Briefkurs der Preis, den er für den Kauf zahlen muss. Im Verhältnis zu seinem Gegenpart, dem Geldkurs, fällt der Briefkurs höher aus. Da die Käufer nachfragen müssen, zu welchem Preis die Verkäufer das jeweilige Produkt anbieten, wird der Briefkurs auf Englisch auch als „Ask“ für Nachfrage bezeichnet.
Beispiel Aktien
Der Geldkurs ist auch der Preis ist, den ein potenzieller Käufer für Devisen oder Wertpapiere anbietet. Aus Sicht eines Anlegers handelt es sich bei dem Geldkurs um den Preis, den er für den Verkauf seiner Papiere erhält. Der Geldkurs fällt niedriger aus als der Briefkurs, zu dem ein Anleger die verschiedenen Finanzprodukte erwerben kann. Der Kurszusatz Geld (G) am Aktienmarkt bedeutet, dass es nur Kaufanfragen gab. Der Kurszusatz Brief (B) am Aktienmarkt besagt, dass sich ein Papier zum geforderten Preis nicht verkaufen lässt. Die Abbildung 1 zeigt verschiedene Daten für das Wertpapier Yandex am 07.10.2015. Der Geldkurs betrug 10,418 Euro. Für diesen Betrag pro Aktie hätte ein Anleger am Börsenplatz Tradegate um 20:41 genau 574 Aktien verkaufen können.
Abb. 1: Geldkurs bei Aktien, hier für das Wertpaier Yandex. Der Geldkurs ist rot unterstrichen. Quelle: comdirect.de
Beispiel Gold
Auch bei Rohstoffen gibt es Geld- und Briefkurse. In der Abbildung 2 sind die Kurse für Goldbarren dargestellt.
Abb. 2: Geldkurs bei kleinen Goldbarren. Der Ankaufskurs der Firma Degussa für 1 g Degussa Goldbarren ist der Verkaufskurs (Geldkurs) für den Verkäufer. Quelle: degussa-goldhandel.de/de/preise.aspx
Auch beim Goldhandel gilt: Die Unternehmen verkaufen zu höheren Kursen (Briefkurs) und kaufen zu einem geringeren Kurs.
Bei Dollar & Fremdwährungen
Wenn ein Bankkunde Sorten oder Devisen verkaufen möchte, stellt der Briefkurs aus Sicht der Bank den Verkaufskurs für Euro dar. Das Kreditinstitut verkauft dem Bankkunden Euro und nimmt zur Bezahlung die Währung eines anderen Landes an. Der Kunde erhält daher für die fremde Währung weniger Euro ausgezahlt als er ursprünglich zum Geldkurs bezahlt hat. Der Unterschied zwischen Geldkurs und Briefkurs wird als Spread oder Geld-Brief-Spanne bezeichnet.
Im Fall des Währungstauschs Dollar Euro verkauft der Kunde Euro und kauft von der Bank zum Briefkurs Dollar.
Briefkurs von Wertpapieren und Fremdwährungen
Beim Handel mit Wertpapieren zeigt der Briefkurs an, welchen Betrag ein Verkäufer für ein Papier erhalten möchte. Der Verkäufer gibt ein Wertpapier, den Brief, ab, um dafür eine Zahlung zu erhalten. Aus Sicht des Anbieters wird der Briefkurs auch Verkaufskurs genannt. Bei Fremdwährungen mit einer Preisnotierung bezeichnet der Briefkurs ebenfalls den Verkaufskurs, zu dem ein Devisenhändler Währungen verkauft.
Anders sieht es bei der seit 1999 innerhalb der Europäischen Union geltenden Mengennotierung für Fremdwährungen aus. Hier orientiert sich der Devisenhandel daran, wie viele Einheiten einer ausländischen Währung einen Euro wert sind. Aus Sicht der europäischen Kreditinstitute erfolgt die Angabe der Währungskurse daher wie folgt:
- Ankauf einer Fremdwährung = Verkauf von Euro, daher Angabe des Briefkurses
- Verkauf einer Fremdwährung = Kauf von Euro, daher Angabe des Geldkurses
Auf die Gebühren achten
Wenn ein Bankkunde von einer Urlaubsreise noch Bargeld in einer Fremdwährung übrig hat, kann er die Sorten bei einer Bank oder einer Wechselstube gegen Euro eintauschen. Die Bank verkauft dem Kunden Euro und nimmt dafür die Fremdwährung in Zahlung. Der Reisende kauft also Euro zurück, für die er den höheren Briefkurs zahlen muss. Damit erleidet er den ersten finanziellen Verlust im Vergleich zum Ankauf der Sorten und dem gleichzeitigen Verkauf von Euro zu dem niedrigeren Geldkurs. Die Differenz zwischen Geldkurs und Briefkurs wird Spread genannt und stellt die Provision der Bank für das Devisengeschäft dar. Zusätzlich berechnen einige Anbieter einen prozentualen Betrag vom Bruttotauschbetrag oder einen Festbetrag je Währung als Serviceentgelt. Auch bei der Einlösung von Auslandschecks sollte auf den Sichtkurs geachtet werden. Hier lohnt sich ein Vergleich bzw. die Anfrage bei mehreren Banken.
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Devisenkursfixing
Das amtliche Fixing ist schon seit Jahren geschlossen, die großen Banken stellen dafür täglich gegen 13:00 Uhr ihre Devisenkurse im so genannten Devisenfixing. Hier einige Link zu bekannten Banken mit Devisen Fixing.
Commerzbank Fixing: Das Kreditinstitut stellt bankentäglich um 13:00 Uhr Devisenkurse für den Euro. Angegeben werden Geldkurs und Briefkurs zu denen Devisentransaktionen mit Kunden abgerechnet werden. Zusätzlich wird der Mittelkurs veröffentlicht.
HypoVereinsbank (HVB) Fixing: Die Bank stellt um 13:00 Uhr und um 17:00 Uhr ein Fixing für Geldkurse und Briefkurse. Es handelt sich um Kurse für Privatkunden. Es können auch historische Kurse abgerufen werden.
Euro FX®: stellte täglich Euro Referenzkurse. Das Fixing wurde zum 15.04.2015 eingestellt.
Deutsch Bank Fixing: Die Bank stellt um 13:00 Uhr und um 18:00 Uhr Devisenkursfixing Kurse. Angegeben werden Geldkurs, Briefkurs, Mittelkurs, Änderungen absolut und prozentual und der Mittelkurs vom Vortag.
Literatur
Bundesbank Devisenkursstatistik
Bundesfinanzministerium Finanzmarktrichtlinie
Geld-/ Briefkurse in der Kapitalanlage-Rechnungslegungs- und -Bewertungsverordnung – KARBV