In der Europäischen Union ist das Thema Treibhausgase und hier insbesondere CO2 schon lange ein wichtiges Thema. Seit 2005 gibt es in der EU ein Emissionshandelssystem. Zur Reduktion des Kohlenstoffdioxid Treibhausgases wurden für die relevanten Unternehmen CO2 Zertifikate definiert, die sie handeln können. Im Auftrag der EU werden an der „Strombörse Leipzig“ Emissionsrechte gehandelt. Privatpersonen sind hier nicht zugelassen. Darüber hinaus sind die Kontrakmindestgrößen relativ groß. Privatinvestoren können aber über Broker CO2 Zertifikate kaufen und verkaufen, deren Basiswert ein CO2 Futures Kontrakt ist.
In den ersten Jahren entwicklete sich das European Union Emissions Trading System (EU ETS) nur langsam. Die CO2 Preise pro Tonne waren gering. In 2021 starte die EU mit dem European Green Deal eine Großoffensive für die Minderung des klimaschädlichen CO2. DieKurse der CO2 Zertifikate sind in 2021 und 2022 stark gestiegen. Wie geht es 2024 weiter?
Das bisherige Allzeithoch wurde am 13.08.2022 mit rund 93 Euro erreicht. Seither ist der Kurs rückläufig, mit Stand am 23.09.2022 bei 60 Euro, am 12.10.2022 bei 61 Euro und am 19.12.2022 wieder etwas erholt bei 84 Euro. Der Kurs des EUA [CO2-Emission] Futures 12/2023 ist am 10.01.2023 70,70 Euro.
Aam 20. April 2024 liegt der Kurs für den EUA [CO2-Emission] Futures 12/2024 bei 69 Euro.
Lese-Tipp: Klimabonus 2025
Inhaltsverzeichnis
- 1 Dem Klima wegen: CO2 Zertifikate kaufen – Handel zur Minderung der Treibhausgase
- 2 CO2 Futures Chart
- 3 Begriff & Definition
- 4 „Fit for 55“: EU Rat und Parlament erzielen vorläufige Einigung über das EU-Emissionshandelssystem und den sozialen Klimafonds
- 5 Zertifikate auf Kohlendioxid
- 6 EU ETS
- 7 CO2 Zertifikate Handel
- 8 Long und Short bzw. Put and Call Optionen
- 9 EEX EUA Future
- 10 Energiebörse European Energy Exchange (EEX)
- 11 Die Kurse steigen – Perspektiven – Prognosen
- 12 Umsatzsteuer – Mehrwertsteuer auf CO2 Zertifikate
- 13 Gibt es schon Bemühungen für einen globalen CO2 Zertifikate Handel?
- 14 Entwicklung und Geschichte des CO2 Zertifikate Handels
- 15 News
- 16 Literatur & weiterführende Informationen
Dem Klima wegen: CO2 Zertifikate kaufen – Handel zur Minderung der Treibhausgase
CO2-Zertifikate sind inzwischen ein akzeptiertes und ein weit verbreitetes Produkt auf dem europäischen Markt. In den Vereinigten Staaten sind mit der Verabschiedung der CO2-Gesetzgebung durch Kalifornien viele Bundesstaaten aktiv und werden sehr wahrscheinlich nachziehen. Und mit den jüngsten nationalen US Wahlergebnissen werden bundesstaatliche Maßnahmen zum Thema CO2 immer wahrscheinlicher. Experten sehen heute die Frage, wann und nicht ob neben dem freiwilligen CO2-Markt heute ein Compliance-Markt für CO2 Realität wird. Die meisten Experten glauben, dass sich die Regulierungsbehörden zunächst auf die Energie- und Fertigungsindustrie konzentrieren werden, und die Regierung wird sich voraussichtlich auf einen marktbasierten Mechanismus verlassen, um CO2-Zertifikate oder -Genehmigungen zu erteilen, um Umweltziele zu erreichen.
CO2 Futures Chart
Für den Emissionshandel spielen die Futures auf Kohlendioxid die bedeutendste Rolle. In den Medien wird vermutlich öfter der CO2 Preis verwendet. In der Abbildung 1 ist die Preisentwicklung als Chart dargestellt.
Abb. 1: Chart für CO2 Zertifikate: EUA (EU ETS) Future Preisentwicklung 2021 -2024. Quelle: boerse-frankfurt.de
Kontrakte | 31.12.2022 [Euro] | 12.07.2022 [Euro] | 23.09.2022 [Euro] |
Dez 22 | 80,9 | 84,8 | 60,0 |
Dez 23 | 81,5 | 87,5 | 69,3 |
Dez 24 | 81,9 | 93,6 | 73,2 |
Dez 25 | 100,4 | 80,0 |
Quelle: ember-climate.org
Begriff & Definition
Co2 Futures sind Terminkontrakte auf den Basiswert CO2. Ein CO2 Zertifikat berechtigt den Ausstoß von 1 t Kohlendioxid. Hintergrund: Unternehmen, die fossile Brennstoffe emittieren und damit CO2 abgeben, müssen dies durch Zertifikate kompensieren.
„Fit for 55“: EU Rat und Parlament erzielen vorläufige Einigung über das EU-Emissionshandelssystem und den sozialen Klimafonds
Der Rat und das Europäische Parlament erzielten eine vorläufige politische Einigung über wichtige Legislativvorschläge des Pakets „Fit für 55“, mit denen die Emissionen weiter gesenkt und ihre sozialen Auswirkungen angegangen werden sollen. Der Deal ist vorläufig und steht noch in Erwartung der formellen Annahme in beiden Institutionen.
ETS-Installationen
Rat und Parlament einigten sich darauf, das Gesamtziel der Emissionsminderungen bis 2030 in den vom EU-EHS erfassten Sektoren auf 62 % anzuheben.
Die Mitgesetzgeber einigten sich auf eine Neubasierung der Gesamtemissionsobergrenze über zwei Jahre auf 90 bzw. 27 Millionen Zertifikate und erhöhen die jährliche Reduktionsrate der Obergrenze um 4,3 % pro Jahr von 2024 bis 2027 und 4,4 % pro Jahr von 2028 bis 2030 („linear Reduktionsfaktor“).
Die Marktstabilitätsreserve (MSR) wird gestärkt, indem die erhöhte jährliche Aufnahmerate von Zertifikaten (24 %) über das Jahr 2023 hinaus verlängert und eine Schwelle von 400 Millionen Zertifikaten festgelegt wird.
Der Rat und das Parlament kamen überein, den Mechanismus für übermäßige Preisschwankungen zu verstärken, unter anderem durch die Bereitstellung einer automatischen Freigabe von Zertifikaten aus der MSR für den Markt.
Anlagen, die von kostenlosen Zuteilungen profitieren, müssen Konditionalitätsanforderungen erfüllen, einschließlich in Form von Energieaudits und für bestimmte Anlagen Klimaneutralitätspläne. Zusätzliche übergangsweise kostenlose Zuteilungen können dem Fernwärmesektor in bestimmten Mitgliedstaaten unter bestimmten Bedingungen gewährt werden, um Investitionen in die Dekarbonisierung dieses Sektors zu fördern. Die Mitgesetzgeber kamen überein, die Ausnahmeregelung für Anlagen zur Stromerzeugung zu streichen und die verbleibenden Zertifikate in den Modernisierungsfonds zu verschieben, um die Modernisierung, Diversifizierung und nachhaltige Umgestaltung des Energiesektors zu unterstützen.
Die Kommission wird bis zum 31. Dezember 2026 die Möglichkeit prüfen und darüber Bericht erstatten, den Sektor der Verbrennung von Siedlungsabfällen in das EHS einzubeziehen, um ihn ab 2028 einzubeziehen, und die Notwendigkeit einer Möglichkeit eines Opt-out bis 2031 prüfen.
Modernisierungsfonds und Innovationsfonds
Das Volumen des Modernisierungsfonds wird durch die Versteigerung von weiteren 2,5 % der Obergrenze erhöht, von denen 90 % zur Unterstützung vorrangiger Investitionen verwendet werden müssen. Drei weitere Mitgliedstaaten kommen für eine Förderung in Frage (Griechenland, Portugal und Slowenien).
Das neue System gilt für Händler, die Gebäude, den Straßenverkehr und bestimmte andere Sektoren mit Kraftstoffen beliefern. Ein Teil der Einnahmen aus der Versteigerung wird verwendet, um gefährdete Haushalte und Kleinstunternehmen durch einen speziellen sozialen Klimafonds zu unterstützen.
Die Mitgesetzgeber einigten sich darauf, dass das System 2027 anlaufen soll. Der Emissionsreduktionspfad und der lineare Reduktionsfaktor wurden auf 5,10 ab 2024 und 5,38 ab 2028 festgelegt. Rat und Parlament einigten sich darauf, weitere 30 % des Auktionsvolumens für die zu versteigern ersten Jahr nach Einführung des Systems, damit es reibungslos läuft („Frontloading“).
Mitgliedstaaten sowie Anbieter können von der Abgabe von Zertifikaten bis Dezember 2030 ausgenommen werden, wenn diese einer CO2-Steuer auf nationaler Ebene unterliegen, deren Höhe dem Auktionspreis für Zertifikate entspricht oder darüber liegt. Wenn der Preis der Zertifikate nach dem Start des Systems über einen bestimmten Zeitraum 45 € übersteigt, werden zusätzliche Zertifikate freigegeben, wodurch das Angebot auf dem Markt erhöht wird.
In Bezug auf Sektoren, die unter den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) fallen – Zement, Aluminium, Düngemittel, Stromerzeugung, Wasserstoff, Eisen und Stahl sowie einige Vorläufer und eine begrenzte Anzahl nachgelagerter Produkte – einigten sich Rat und Parlament auf ein Ende kostenlose Zertifikate für diese Sektoren über einen Zeitraum von neun Jahren zwischen 2026 und 2034. Während dieser Zeit gilt die CBAM nur für den Anteil der Emissionen, der nicht von kostenlosen Zertifikaten im Rahmen des EU-EHS profitiert, um den Welthandel vollständig zu respektieren Regeln der Organisation.
Übersetzung aus Quelle: consilium.europa.eu/
Zertifikate auf Kohlendioxid
Sie möchten als Privatpersonen CO2 Zertifikate auf den ICE EUA Kontrakt für CO 2 Emissionsberechtigungen kaufen? Ein Direkthandel ist an den Energiebörsen (wie European Energy Exchange (EEX) in Leipzig oder der Inter Continental Exchange (ICE) für Privatpersonen nicht möglich. Allerdings können Co2 Futures indirekt über Indexzertifikate getradet werden.
Ratgeber: Achtung die Futures unterliegen z. T. großen Intraday-Schwankungen. Bei den Indexzertifikaten handelt es sich überwiegend um Inhaberschuldverschreibungen. Bei Insolvenz des Emittenten ist ein Totalverlust des Anlagekapitals möglich. Privatanleger sollten sich vor einem Engagement in CO2 Zertifikate dessen bewusst sein.
Anbieter von CO2 Future Zertifikaten sind beispielsweise Goldmann Sachs, Morgan Stanley, Vontobel.
Beispiele für Long CO2 Future Zertifikate: CU3RPS, MC3SF2 und VX10C0
Mit einer Long-Position wird auf einen zukünftigen Kursanstieg spekuliert. Long Zertifikate werden auch gehebelt angeboten. Das SocGen Unlimited Trackerzertifikat auf CO2 Emissionsrechte ICE Index-Zertifikat der Société Générale wird seit einigen Wochen nicht mehr zum Verkauf angeboten, Anteilsscheine werden nur noch zurück genommen.
Tab. 1: Beispiele für Long CO2 Future Zertifikate, keine Kaufempfehlung
WKN | MC3SF2 | CU3RPS | VX10C0 |
ISIN | DE000MC3SF22 | DE000CU3RPS9 | DE000VX10C02 |
Hebel | 2 | 1 | 1 |
Spread | 0,24% | 0,10% | 0,07 |
Emittent | Morgan Stanley | Société Générale | Vontobel |
Handelsplatz | LT* Morgan Stanley, Stuttgart | LT* Société Générale, Frankfurt, Stuttgart | LT* Vontobel, Frankfurt, Stuttgart |
Basiswert | ECX EUA [CO2-Emission] Future 12/2022 | CO2 Emissionsrechte ICE Zertifikat | ECX EUA [CO2-Emission] Future 12/2022 |
Laufzeit | endlos | endlos | endlos |
*LT=Live Trading
Tipp: Beim LiveTrading (= außerbörslicher Direkthandel) entfällt das bei vielen Brokern übliche Börsenplatzentgelt.
WKN CU3RPSund VX10C0 wird außerbörslicher und an den Börsenplätzen Stuttgart und Frankfurt, MC3SF2 außerbörslicher in Stuttgart gehandelt.
Weitere:
DZ Bank Endlos-Zertifikat (Open End) Index-Zertifikat WKN: DJ2AAA ISIN: DE000DJ2AAA1
Open-End-Partizipationszertifikat auf den ICE Endex EUA Future
WisdomTree Comm. Securit. Ltd. ZT21/Und.Solactive CarbonIndex Index-Zertifikat
UniCredit O.END ZT21(22/unl.)ICE ECX Index-Zertifikat WKN: HW6C02 ISIN: DE000HW6C025
Beispiele für Short CO2 Zertifikate, die auch Privatpersonen handeln können
Short Faktor-Zertifikate etc. auf EUA Future (CO2-Emissionsberechtigung)
Hebel 1 Société Générale f SocGen FaktS O.End Carb.Fut Index-Zertifikat WKN: SB3T87 ISIN: DE000SB3T879
Hebel 8 Société Générale EUA Future (CO2-Emissionsberechtigung) (Dezember 2024) 8x Short Faktor-Zertifikat WKN: SQ8927 ISIN: DE000SQ89271
Die genannten Papiere stellen KEINE Kaufempfehlung dar!
EU ETS
Das EU ETS ist der Markt, auf dem EU-Emissionszertifikate gehandelt werden, die dem Inhaber jeweils das Recht geben, eine Tonne Kohlendioxid (CO2)-Äquivalent zu emittieren. Es stellt ein wichtiges politisches Instrument der EU zur Senkung der Treibhausgasemissionen (THG) dar und umfasst etwa 10.000 Unternehmen aus dem Energiesektor und der verarbeitenden Industrie sowie Fluggesellschaften, die zwischen Flughäfen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verkehren. Insgesamt unterliegen rund 40 % der Treibhausgasemissionen der EU dem EU-ETS. Im Juli 2021 wurde im Rahmen des ehrgeizigen „Fit for 55“-Pakets eine Überarbeitung des EU-ETS vorgeschlagen, die – zusammen mit anderen politischen Maßnahmen – darauf abzielt, bis 2030 55 % aller Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 zu senken.
Das Europäische Parlament hat eine Einigung über CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM erzielt. Text hier.
CO2 Zertifikate Handel
Im Auftrag der Europäischen Union werden an der European Energy Exchange AG (eex) in Leipzig im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems u. a. EU ETS Auktionen durchgeführt. Die Auktionen finden im Auftrag von 25 EU-Ländern, sowie von Island, Liechtenstein und Norwegen (EWR EFTA Staaten) statt.
Welche CO2 Zertifikate werden gehandelt? An der Börse Leipzig werden Auktionen von EU-Emissionsberechtigungen (EUA) und EU-Luftverkehrsberechtigungen (EUAAs) am Spotmarkt durchgeführt.
Wer kann die Emissionsberechtigungen handel? Zum Handel zugelassen sind nur Bieter, die die EU-Bestimmungen erfüllen, darunter fallen:
- Unternehemen die Anlagen betreiben
- Kreditinstitute und Wertpapierfirmen mit Genehmigung nach (Richtlinie 2006/48/EG) bzw. MiFID (Richtlinie 2004/39/EG)
- Bestimmte Personen mit Nebentätigkeitsausnahme nach Art. 2 (1) (i) der MiFID
Kontraktgrüße: Bei den EU Allowances (EUAs) sowie bei den EU Aviation Allowances (EUAAs) ist die kleinste Handelsmenge 500 EUAs (= 500 t CO2eq)
Bereits aus diesen wenigen Informationen wird klar: für Privatpersonen ist die eex nicht der richtige Handelsort.
Long und Short bzw. Put and Call Optionen
Der überwiegende Teil der Privatpersonen wird gängige CO2 Zertifikate Long Positionen handeln und setzt damit auf einen Anstieg des CO2 Preises. Es sind auch gehebelte Produkte am Markt erhältlich. Die Zertifikate können aber auch invers ausgestattet sein, als Short. Der Anleger spekuliert in diesem Fall auf fallende CO2 Preise. Ein CO2 Short profitiert mit dem entsprechenden Hebel bei Kursverlusten des Basiswertes.
EEX EUA Future
Das EU ETS ist der Markt, auf dem EU-Emissionszertifikate gehandelt werden, die dem Inhaber jeweils das Recht geben, eine Tonne Kohlendioxid (CO2)-Äquivalent zu emittieren. Es stellt ein wichtiges politisches Instrument der EU zur Senkung der Treibhausgasemissionen (THG) dar und umfasst etwa 10.000 Unternehmen aus dem Energiesektor und der verarbeitenden Industrie sowie Fluggesellschaften, die zwischen Flughäfen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verkehren.
Sekundärmarkt Leipzig EEX EUA Future (Monats-, Quartals- und Jahresfälligkeiten) Basiswert: EU Emissionsberechtigungen (EUA), die die Emission einer Tonne Kohlendioxidäquivalent gestatten (Richtlinie 2003/87/EG)
Energiebörse European Energy Exchange (EEX)
In Deutschland handeln zugelassene Unternehmen Energiekontrakte an der Energiebörse in Leipzig.
Die Kurse steigen – Perspektiven – Prognosen
Europas CO2-Preis nähert sich dem 100-Euro-Meilenstein: Der Preis für Zertifikate auf dem CO2-Markt der Europäischen Union schloss am 4. Februar 2022 auf einem Rekordhoch von über 96 Euro, wobei Analysten erwarten, dass die symbolische Marke von 100 Euro bald überschritten werden könnte.
Der CO2-Preis ist seit Anfang 2021 um mehr als 200 % gestiegen, was unter anderem auf steigende Gaspreise zurückzuführen ist. Deswegen sind einige Stromerzeuger wieder auf Kohle umgestiegen. Wegen er dadurch höheren Emissionen mussten mehr CO2 Zertifikate gekauft werden.
Der Benchmark-Kontrakt für EU-CO2-Zertifikate wurde am 4.2.2022 mit bis zu 97,50 Euro pro Tonne gehandelt, bevor der Kurs den Tag bei 96,43 Euro beendete, dem höchsten Schlusskurs seit Einführung des CO2-Marktes im Jahr 2005.
Analysten sagten, dass der jüngste Sprung wahrscheinlich durch technische Käufe getrieben wurde und dass 100 Euro in Reichweite sind – ein Niveau, das auch durch ein hohes offenes Interesse an CO2-Optionskontrakten zu diesem Preis nahegelegt wird. „Die magische dreistellige Zahl, 100 Euro/Tonne, wird das nächste Ziel sein“, prognostizieren die Analysten von Refinitiv.
EZB-Prognose von den Experten des Eurosystems
Die EZB veröffentlicht im Rahmen ihrer makroökonomischen Projektionen des Eurosystems auch Prognosen über Preise zum Emissionshandelssystem der EU. In der Tabelle 2 sind die Vorhersagen für 2024, 2025 und 2026 angegeben.
Tab. 2: Makroökonomischen Prognose den Experten des Eurosystems der EZB zum Emissionsrechte (EUR/Tonne) vom 6. Juni 2024. Quelle: ecb.europa.eu
Jahr | 2024 | 2025 | 2026 |
Emissionsrechte (EUR/Tonne) | 66,1 | 71,1 | 73,6 |
Die Prognosen gehen für 2024 von einem Preis von 66,1 EUR/Tonne aus. Für 2025 wird eine Steigerung auf 71,1 EUR/Tonne und für 2026 auf 73,6 EUR/Tonne erwartet.
Umsatzsteuer – Mehrwertsteuer auf CO2 Zertifikate
Die umsatzsteuerliche Behandlung für den Handel mit CO2 Emissionsrechten ist komplex und noch nicht im Detail geklärt. Siehe dazu auch den Referentenentwurf des Bundesministeriums der Finanzen: „Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung unionsrechtlicher Vorgaben im Umsatzsteuerrecht“.
Ob beim CO2-Emissionszertifikatehandel Umsatzsteuer anfällt, wird vermutlich von der Art der Zertifikate abhängig sein: handelt es sich um Compliance-Zertifikate oder um Non-Compliance-Zertifikate.
Gibt es schon Bemühungen für einen globalen CO2 Zertifikate Handel?
Ja, es gab Diskussionen und Überlegungen zur Einrichtung eines globalen Handels mit CO2-Zertifikaten oder eines harmonisierten internationalen Kohlenstoffmarktes. Die Idee hinter einem globalen Kohlenstoffmarkt besteht darin, ein einheitliches System zu schaffen, das es Ländern, Organisationen und Einzelpersonen ermöglicht, Emissionsgutschriften über Grenzen hinweg zu handeln und so kosteneffiziente Emissionsreduzierungen und globale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Klimawandels zu fördern. Hier sind einige bemerkenswerte Überlegungen:
Internationale Abkommen
Das 2015 verabschiedete Pariser Abkommen ermutigt Länder zur Zusammenarbeit bei Klimaschutzmaßnahmen, einschließlich der Möglichkeit, internationale Marktmechanismen einzurichten. Artikel 6 des Pariser Abkommens bietet einen Rahmen für die freiwillige Zusammenarbeit zwischen Ländern bei der Erreichung ihrer Emissionsreduktionsziele, einschließlich der möglichen Nutzung marktbasierter Ansätze. Derzeit laufen Verhandlungen zur Entwicklung von Leitlinien und Regeln zur Umsetzung von Artikel 6, der Bestimmungen für kooperative Ansätze, einschließlich des Emissionshandels, enthält. Ziel dieser Verhandlungen ist es, die Umweltintegrität zu gewährleisten, eine Doppelzählung von Emissionsreduktionen zu vermeiden und einen robusten Rechnungslegungsrahmen für internationale Kohlenstoffmärkte zu schaffen.
Pilotprojekte und Initiativen
Mehrere Pilotprojekte und Initiativen wurden gestartet, um die Machbarkeit und Mechanismen eines globalen Kohlenstoffmarktes zu untersuchen. Beispielsweise arbeiten die Partnership for Market Readiness (PMR) der Weltbank und das Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA) der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) an der Schaffung von Rahmenbedingungen für den internationalen CO2-Handel.
Regionale und bilaterale Kohlenstoffmärkte
Einige Regionen und Länder haben bereits regionale oder bilaterale Kohlenstoffmärkte eingerichtet. Das Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU ETS) ist der größte und am längsten bestehende Kohlenstoffmarkt und deckt mehrere europäische Länder ab. Darüber hinaus haben Länder wie China, Südkorea und Neuseeland ihre eigenen Emissionshandelssysteme eingeführt.
Herausforderungen und Überlegungen
Die Einrichtung eines globalen Handels mit CO2-Zertifikaten steht vor mehreren Herausforderungen, darunter die Einigung auf gemeinsame Rechnungslegungsstandards, die Gewährleistung der Umweltintegrität von Kompensationen, die Beseitigung von Bedenken hinsichtlich Doppelzählungen und der Ausgleich der Interessen und Kapazitäten verschiedener Länder. Die Verhandlungen befassen sich weiterhin mit diesen Herausforderungen und finden einen Konsens über die Regeln und Mechanismen für einen globalen Kohlenstoffmarkt.
Obwohl Fortschritte erzielt wurden, ist es wichtig zu beachten, dass die Entwicklung eines globalen Kohlenstoffmarktes ein komplexer und fortlaufender Prozess ist, der internationale Verhandlungen, politische Rahmenbedingungen und technische Überlegungen erfordert. Die Einzelheiten und Zeitpläne für einen voll funktionsfähigen globalen Handel mit CO2-Zertifikaten werden noch immer von internationalen Gremien, Regierungen und Interessengruppen diskutiert und verfeinert.
Entwicklung und Geschichte des CO2 Zertifikate Handels
Das Konzept der CO2-Zertifikate, auch Carbon Offsets oder Carbon Credits genannt, entstand als marktbasierter Mechanismus zur Bekämpfung von Treibhausgasemissionen und zur Bekämpfung des Klimawandels. Hier ein kurzer Überblick über ihre Entwicklung und Geschichte:
Die Ursprünge liegen im im Kyoto-Protokoll: Die Idee des CO2-Ausgleichs erlangte mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls im Jahr 1997 internationale Anerkennung. Das Kyoto-Protokoll führte Emissionsreduktionsziele für Industrieländer ein und etablierte drei flexible Mechanismen: Clean Development Mechanism (CDM), Joint Implementation ( JI) und Emissionshandel. Diese Mechanismen bildeten den Rahmen für die Schaffung von CO2-Ausgleichsprojekten und den Handel mit Emissionszertifikaten.
Clean Development Mechanism (CDM): Der im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingerichtete CDM ermöglichte es Industrieländern, in Projekte zur Emissionsreduzierung in Entwicklungsländern zu investieren. Durch die Finanzierung von Projekten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen könnten Industrieländer zertifizierte Emissionsreduktionsgutschriften (CER-Zertifikate), auch Carbon Credits genannt, erwerben. Diese Gutschriften könnten zur Erreichung ihrer eigenen Emissionsreduktionsziele verwendet oder auf Kohlenstoffmärkten gehandelt werden.
Freiwilliger Markt für CO2-Kompensation: Zusätzlich zu Compliance-basierten Märkten wie dem CDM entstand ein freiwilliger Markt für CO2-Kompensation, der sich an Organisationen und Einzelpersonen richtet, die ihre Emissionen freiwillig kompensieren möchten. Dieser Markt ermöglicht es Einzelpersonen und Unternehmen, CO2-Ausgleichszahlungen zu erwerben, um ihre eigenen Emissionen zu kompensieren, auch wenn sie keinen gesetzlichen Anforderungen unterliegen. Der freiwillige Markt bietet eine Reihe von Offset-Projekten und Standards für die Zertifizierung.
Standards und Zertifizierung
Um die Glaubwürdigkeit und Transparenz der CO2-Kompensationen sicherzustellen, wurden mehrere Standards und Zertifizierungssysteme eingeführt. Zu den bemerkenswerten zählen der Verified Carbon Standard (VCS), der Gold Standard und das American Carbon Registry. Diese Standards stellen Richtlinien für die Projektentwicklung, die Emissionsbilanzierung und die Verifizierung bereit und stellen sicher, dass die Emissionsreduzierungen tatsächlich und messbar sind.
Entwicklung und Expansion: Im Laufe der Zeit hat sich der CO2-Ausgleich weiterentwickelt und geht über spezifische projektbasierte Ausgleichsmaßnahmen hinaus. Es haben sich verschiedene Methoden und Ansätze herausgebildet, beispielsweise sektorweite Initiativen zur Emissionsreduzierung, Waldschutzprogramme und Investitionen in Projekte für erneuerbare Energien. Der Markt sieht auch die Einführung neuer Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung als potenzielle Kompensationsoptionen.
Kritik und Herausforderungen: Beim CO2-Ausgleich gab es Kritik und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Zusätzlichkeit (die Frage, ob die Projekte ohne Ausgleichsfinanzierung durchgeführt worden wären), der Qualität des Ausgleichs, der Doppelzählung und der Möglichkeit des Ausgleichs, die Aufmerksamkeit von direkten Bemühungen zur Emissionsreduzierung abzulenken . Die Bewältigung dieser Herausforderungen und die Gewährleistung der Integrität des CO2-Ausgleichs bleiben ein anhaltendes Anliegen.
News
Mai 2023 EZB: Wie werden sich höhere CO2-Preise auf Wachstum und Inflation auswirken?
„Es sind dringende Maßnahmen erforderlich, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die verheerendsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Aus diesem Grund will die EU diese Emissionen bis 2030 um 55 % (im Vergleich zum Niveau von 1990) reduzieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen. Das Fit-for-55-Paket der EU wird Maßnahmen wie CO2-Preise, Regulierung und grüne Investitionen umfassen , was sich allesamt auf die Wirtschaft auswirken wird. Aber wie und mit welchen wirtschaftlichen Konsequenzen?“
10.01.2023 Deutliche Gewinn durch den Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) bei deutschen Auktionen von CO2 Futures, In 2022 wurden 6,8 Mrd. Euro erlöst. Das ist ein Zuwachs von 28,3% gegenüber den Erlösen in 2021 (5,3 Mrd. Euro). Quelle: umweltbundesamt.de
24.09.2022 Der Kurs für die CO2 Zertifikate ist seit Mitte August deutlich rückläufig. Ein Grund könnten in Liquiditätsprobleme bei relevanten Unternehmen liegen. Durch den starken Energiepreisanstieg könnten Unternehmen durch den Verkauf von CO2 Emissionsrechten dringend benötigten Cash einnehmen, eventuell im Gegenzug die Produktion drosseln.
Literatur & weiterführende Informationen
Bayer P., Aklin M., 2020: The European Union Emissions Trading System reduced CO 2 emissions despite low prices. Proceedings of the National Academy of Sciences. 117. 201918128. 10.1073/pnas.1918128117. Ganzer Text
MiFID > Richtlinie 2004/39/EG über Märkte für Finanzinstrumente
Richtlinie über die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit der Kreditinstitute > Richtlinie 2006/48/EG
Hanif W., Arreola H., J., Mensi W., Kang S., H., Uddin G., Yoon S., M.,: 2021. Nonlinear dependence and connectedness between clean/renewable energy sector equity and European emission allowance prices. Energy Economics. Volume 101. https://doi.org/10.1016/j.eneco.2021.105409. Abstract.
Refinitiv Analytics – Was treibt die CO2-Preise?
Scheelhaase J., Maertens S., Grimme W., Jung M., 2018: EU ETS versus CORSIA – A critical assessment of two approaches to limit air transport’s CO2 emissions by market-based measures. Journal of Air Transport Management, Volume 67, S. 55-62, ISSN 0969-6997, https://doi.org/10.1016/j.jairtraman.2017.11.007. Text
Anschrift eex
European Energy Exchange AG
Augustusplatz 9, 04109 Leipzig, Germany
Tel.: +0341 2156-0