In Deutschland liegen bei den Löhnen zwischen den Begriffen brutto und netto oft Welten. Die hohen Sozialabgaben, die der Staat auf den Bruttolohn erhebt, sind der Grund dafür. Mit unserem Nettolohnrechner können Sie dies leicht für 2025 nachprüfen. In diesem Jahr bleibt Arbeitnehmern trotz steigenden Löhnen netto real weniger im Geldbeutel. Denn die Inflation in Deutschland, und die gestiegenen Sozialbeiträge führen zu einer geringeren Kaufkraft und oft weniger Nettoentgelt.
Wieviel Geld bliebt einem Haushalt in Deutschland durchschnittlich aus unselbstständiger Arbeit? Das hängt neben der Lohnhöhe auch von dem Familienstand ab. Sehr hoch sind die Abzüge bei kinderlosen ledigen Männern (alte Bundesländer), wie die Berechnung mit dem Nettolohrechner auch 2025 zeigt. Allein der Gesamtsozialversicherungsbeitragssatz betrug in 2024 40,9%.
Abb. 1: Entwicklung der des Effektivlohn und der Inflationsrate (HVPI) 2010 – 2024. Qullen: bundesbank.de, destatis.de
Ihnen blieben laut dem Statistischen Bundesamt 2020 nur 56,5 % vom Bruttolohn. Ledige Frauen (neue Bundesländer) hatten mit einer Quote von 79,9% deutlich mehr Geld zur Verfügung. Deutlich besser sieht es bei anderen Haushaltstypen, wie einem Ehepaar mit zwei Kindern und alleinverdienendem Ehemann aus: Hier verbleiben oft um die 68% als Nettolohn.
Lesetipp: Hier können Sie die Entgelt mit unserem Stundenlohnrechner in 2025 ausrechnen
Entwicklung 2024
Im Jahr 2024 stiegen die Löhne in Deutschland deutlich an. Laut einer Prognose der Unternehmensberatung Kienbaum erhöhten sich die Gehälter um rund fünf Prozent. Haupttreiber dieser Entwicklung waren die Inflation sowie die gestiegene Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer auf dem aktuellen Arbeitsmarkt. Die Deutsche Bundesbank berichtete, dass die Tariflöhne zwischen Januar und August 2024 um 6,2 % gestiegen sind. Diese Zuwächse sind teilweise auf den Versuch der Beschäftigten zurückzuführen, den durch die hohe Inflation erlittenen Kaufkraftverlust auszugleichen.
Zusätzlich zu den Lohnerhöhungen wurden steuerliche Entlastungen eingeführt. Der Grundfreibetrag wurde um 180 Euro auf 11.784 Euro angehoben, was zu einem höheren Nettolohn für viele Arbeitnehmer führte. Diese Änderung trat rückwirkend zum 1. Januar 2024 in Kraft und wurde bei der Gehaltsabrechnung für Dezember berücksichtigt.
Trotz dieser positiven Entwicklungen blieb die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 herausgefordert. Die Wirtschaft stagnierte, und es kam in einigen Branchen zu Einstellungsstopps, Kurzarbeit und Stellenabbau. Dennoch konnten viele Beschäftigte durch die genannten Lohnsteigerungen und steuerlichen Anpassungen ein höheres Nettoentgelt verzeichnen.
Prognose 2025 und 2026
Die Prognosen zur Lohnentwicklung in Deutschland für die Jahre 2025 und 2026 sind von verschiedenen Faktoren geprägt, darunter die allgemeine Wirtschaftslage, Produktivitätssteigerungen und politische Entscheidungen.
Die Deutsche Bundesbank erwartet nach einem leichten Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 % im Jahr 2024 ein moderates Wachstum von 0,2 % im Jahr 2025 und 0,8 % im Jahr 2026. Diese verhaltene wirtschaftliche Entwicklung könnte die Spielräume für Lohnerhöhungen begrenzen.
Die Inflationsrate, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), wird voraussichtlich von 6,1 % im Jahr 2023 auf 2,7 % im Jahr 2024 sinken. Für die Jahre 2025 und 2026 rechnen die Institute mit einer Inflationsrate von etwa 2,0 %. Eine niedrigere Inflation könnte den realen Wert von Lohnerhöhungen stabilisieren.
Wie sehen die Gehaltsprognosen aus? Unternehmen planen ihre Gehaltsbudgets entsprechend der wirtschaftlichen Lage. So hat beispielsweise die Unternehmensberatung Kienbaum eine Anpassung der Gehaltsentwicklungsprognose für Deutschland vorgenommen, wobei die geplanten Gehaltssteigerungen um 0,9 Prozentpunkte gesenkt wurden.
Was könte beim Mindestlohn passieren? Politische Entscheidungen beeinflussen ebenfalls die Lohnentwicklung. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns auf bis zu 15 Euro bis Anfang 2026 angekündigt. Diese Maßnahme könnte insbesondere in unteren Einkommensgruppen zu spürbaren Lohnsteigerungen führen.
Die Lohnschere wurde größer
Die Lohnentwicklung in den Jahren 2025 und 2026 wird maßgeblich von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung, der Inflationsrate und politischen Entscheidungen beeinflusst. Während moderate wirtschaftliche Wachstumsprognosen und sinkende Inflationsraten auf stabile, aber begrenzte Lohnsteigerungen hindeuten, könnten politische Maßnahmen wie die Erhöhung des Mindestlohns insbesondere in bestimmten Einkommensgruppen zu deutlicheren Gehaltszuwächsen führen.
Denn leider hat sich die Schere zwischen brutto und netto in den letzten Jahrzehnten nicht geschlossen, sondern sie ist eher weiter auseinander gegangen. Davon können sie sich schnell durch einen Blick in Ihre Steuererklärungen der letzten Jahre überzeugen. Dabei ist es unerheblich, ob Sie in Westdeutschland oder in Ostdeutschland bei einem Finanzamt steuerpflichtig sind. Der Bruttolohn ist immer um einen zweistelligen Prozentsatz höher als der Nettolohn. Leider wird sich daran auch in der kommenden Legislaturperiode nichts ändern.
Linktipp
Bundesfinanzministerium Lohnabgabenrechner
Entgeltgruppen öffentlicher Diens
Bundesministerium für Arbeit und Soziales – Teilzeitrechner
Noch im Januar 2019 geht die Bundesregierung in ihrem Jahreswirtschaftsbericht von einem Anstieg der Nettolöhne um 4,8% aus.
Im April wird die Prognose halbiert, jetzt werden noch 0,5% Wirtschaftswachstum erwartet. Dadurch werden sich auch die Löhne schlechter als erwartet entwickeln.