Zinssätze gibt es viele. In Europa sind 2 Referenzzinssätze von Bedeutung: Der EURIBOR und der Euro Short-Term Rate. Letzterer wird am Finanzmarkt mit der Abkürzung/Kürzel €STR bezeichnet. Er ist ein Tagesgeldsatz für den Euro. Er wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) als Ersatz für den Euro Overnight Index Average (EONIA) eingeführt, um den neuen Vorschriften im Rahmen der Benchmark-Verordnung (BMR) der Europäischen Union zu entsprechen.
Wichtig: Die EZB erhebt keine Gebühren für den €STR und lizenziert seine Nutzung nicht.
Hier sind einige wichtige Punkte zum Referenzzinssatz. Definition: Der €STR stellt die Übernachtkreditkosten der Banken im Euroraum dar. Die Berechnung erfolgt auf Basis der von Banken in der Eurozone gemeldeten Transaktions- und Zinsdaten. Der €STR wurde eingeführt, um den EONIA zu ersetzen, der ein weit verbreiteter Referenzzinssatz im Euroraum war. Der Übergang von EONIA zu €STR erfolgte im Oktober 2019 und EONIA wurde kurz darauf eingestellt. Der Referenzzinssatz reagiert sensibel auf EZB-Zinsänderungen.
Der Tagesgeldzinssatz bezieht sich immer auf Transaktionen des vergangenen Handelstages. Da die
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€STR aktuell
In der Tabelle 1 sind die aktuellen €STR-Daten der EZB angegeben. Die Notenbank gibt den €STR am 19. November 2024 mit 3,166% an.
Am 25. Oktober 2024 stand der Referenzzinssatz bei 3,166%. Das sind 0,25% weniger als am Vortag mit 3,416% an. Hintergrund für diesen deutlichen Rückgang sind die neuen Leitzinsen in Europa, die am Vortag gültig wurden. Die EZB hatte auf der letzten Sitzung alle 3 Leitzinssätze um 0,25% gesenkt. Diese Situation kam zuletzt am 20. September 2024 vor. Auch da gab es aufgrund einer Leitzinssenkung einen großen Zinsabschlag beim €STR von vormals 3,665% (die Zinssenkung vom 12. September ist am 19. September wirksam geworden). Die niedrigeren Leitzinsen haben sich quasi 1:1 auf den €STR als Tagesgeldsatz übertragen.
Tab. 1: Euro short-term rate der EZB. Quelle: www.ecb.europa.eu
Referenzdatum | 19.11.2024 |
€STR | 3,166% |
Volumen (Mio. EUR) | 54.775 |
Am 20. Februar lag der Satz bei 3,911% und am 15. Februar bei 3,911%. Am 27. Dezember 2023 stand der Referenzzinssatz bei 3,900%, nach 3,907% zum 15. Dezember, nur wenig verändert gegenüber 3,906% am 16.11.2023. Allerdings höher als am 9. November 2023 mit 3,90% und deutlich über dem Vorjahreswert (15.12.2022) von 1,403%.
Der 52 Wochen-Maximalwert ist 3,91, der 52 Wochen-Minimalwert beträgt 2,40%.
Chart
In der Abbildung 1 ist die bisherige Entwicklung des Tagesgeld-Overnight Zinssatzes als Chart dargestellt.
Am 27. Dezember 2023 erobert der €STR wieder die 3,900 Marke, nachdem er am 21. Dezember auf 3,899% gefallen war. Gestartet ist der Referenzzinssatz am 01.10.2019 -0,549% gestartet. Von 2019 bis 2022 hat sich der Zinssatz kaum bewegt und ist im negativen Bereich geblieben. Seit die EZB in 2022 mit Leitzinsanhebungen begonnen hat, ist der €STR-Zinssatz mit jedem Zinsschritt sukzessive gestiegen. Am 21. Dezember 2023 notiert der Zinssatz bei 3,899%. Nach der sehr dynamischen Entwicklung seit Mitte 2022 hat sich der Anstieg des Tagesgeldsatzes seit dem 20. September 2023 deutlich verlangsamt.
Im Juli 2024 machen sich die Zinssenkungserwartungen an den EZB-Leitzins bemerkbar; der €STR ist mit Werten um die 3,6% rückläufig.
Abb. 1: Chart Euro Short-Term Rate – Volumengewichteter getrimmter Durchschnittskurs. Entwicklung des €STR 2019 -2024. Quelle: bundesbank.de
2024
Der Euro Short-Term Rate zeigt seit dem 1. Januar 2024 mit Ausnahme einer deutlichen Abnahme im Juni eine bemerkenswerte Stabilität mit geringfügigen Schwankungen (Abbildung 2). Am 2. Januar 2024 begann der €STR bei 3,906 % und verhielt sich über die ersten Tage des Monats nahezu konstant, schwankend zwischen 3,902 % und 3,907 %. Die erste signifikante Bewegung erfolgte am 31. Januar, als der Zinssatz auf 3,894 % fiel.
Im Februar setzte sich der Trend der leichten Schwankungen fort. Am 1. Februar wurde ein leichter Anstieg auf 3,905 % verzeichnet, gefolgt von einer langsamen, aber stetigen Erhöhung bis auf 3,911 % Mitte Februar. Diese Stabilität setzte sich bis zum Ende des Monats fort, wobei der €STR am 29. Februar bei 3,887 % schloss.
Der März begann mit einem weiteren leichten Anstieg und erreichte am 5. März erneut 3,911 %. Diese Marke wurde mehrmals im Monat erreicht und beibehalten, wobei der Zinssatz bis zum Ende des Monats nahezu konstant bei etwa 3,906 % lag. Ein bemerkenswerter Rückgang trat jedoch am 28. März auf, als der Zinssatz auf 3,899 % fiel.
Im April und Mai blieb der €STR stabil mit leichten Erhöhungen und Rückgängen, schwankend um die Marke von 3,909 %. Anfang Juni stieg der Zinssatz auf 3,913 %, bevor er Mitte des Monats drastisch auf 3,662 % fiel. Diese signifikante Reduzierung könnte auf Veränderungen der Marktbedingungen oder geldpolitische Maßnahmen zurückzuführen sein.
Abb. 1: €STR-Tageswerte aktuelle Entwicklung 2024. Quelle: bundesbank.de
EZB Zinssenkung mit starker Auswirkung
Im Juni 2024 erlebte der Euro Short-Term Rate (€STR) einen signifikanten Rückgang. Dieser Rückgang wurde maßgeblich durch mehrere Faktoren beeinflusst.
Erstens, die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen zu senken, spielte eine entscheidende Rolle. Die EZB hat Anfang Juni 2024 die Zinssätze um 0,25 Prozentpunkte mit Wirkung zum 12. Juni gesenkt, um die gesunkene Inflation zu bekämpfen und die wirtschaftliche Aktivität anzukurbeln. Diese Maßnahme führte zu einem Rückgang der kurzfristigen Zinssätze, einschließlich des €STR.
Zweitens, die Marktvolatilität und die Veränderungen in den Rohstoffpreisen beeinflussten ebenfalls den €STR. Im Juni 2024 stiegen die Preise für Nickel und Molybdän erheblich, was zu erhöhten Kosten in der Produktion und damit zu Unsicherheiten auf den Finanzmärkten führte. Diese Unsicherheiten trugen zu einem Rückgang der Marktnachfrage und somit zu niedrigeren Zinssätzen bei.
Drittens, es gab Änderungen im Handelsvolumen und den Marktanteilen der €STR-Futures. Zwischen April und Juni 2024 sank das Handelsvolumen für die Futures an allen Clearingstellen erheblich. Dies zeigt eine geringere Marktaktivität und eine Abnahme des Vertrauens in kurzfristige Finanzinstrumente, was ebenfalls zu einem Rückgang des Euro Short Term Rate führte.
Bedeutung und Berechnung
Der kurzfristige Euro-Zinssatz (€STR) spiegelt die Kosten für unbesicherte Euro-Tageskredite am Großhandelsgeldmarkt von Banken im Euroraum wider. Der €STR wird an jedem TARGET2-Geschäftstag veröffentlicht. Er basiert auf Transaktionen, die am vorherigen TARGET2-Geschäftstag (dem Meldedatum „T“) mit einem Fälligkeitsdatum von T+1 durchgeführt und abgewickelt wurden und als zu marktüblichen Konditionen ausgeführt gelten. Der Zinssatz wird täglich veröffentlicht und spiegelt die Kreditkosten für eine Laufzeit von einem Tag wider.
Er ist damit ein wichtiger Kurzfrist-Referenzzinssatz: Der €STR dient als Referenzzinssatz für verschiedene Finanztransaktionen, darunter Derivate, Kredite und Anleihen. Es ist ein wichtiger Maßstab für die Preisgestaltung und Bewertung von Finanzinstrumenten und Verträgen. Der €STR gilt als risikofreier Zinssatz, da er die Kreditkosten für Banken im Euroraum darstellt, ohne dass damit ein Kreditrisiko verbunden ist.
Berechnungszeitpunkt: Der €STR wird von der EZB um 08:00 Uhr MEZ (Mitteleuropäische Zeit) am folgenden Geschäftstag veröffentlicht. Verwaltungsrat: Die EZB ist für die Verwaltung und Überwachung des €STR verantwortlich und stellt dessen Genauigkeit, Integrität und Einhaltung der Benchmark-Verordnung sicher.
Hauptgründe, warum EONIA im Zusammenhang mit dem BMR durch €STR ersetzt wurde
Die Ablösung von EONIA durch €STR wurde vor allem durch die neuen Vorschriften im Rahmen der Benchmark-Verordnung (BMR) der Europäischen Union vorangetrieben. Der BMR wurde eingeführt, um die Integrität und Zuverlässigkeit finanzieller Benchmarks zu verbessern, nachdem es in der Finanzbranche zu mehreren Benchmark-Manipulationsskandalen gekommen war. Mit der BMR wurde ein Regulierungsrahmen für Benchmark-Administratoren geschaffen, der sicherstellt, dass sie bestimmte Anforderungen erfüllen, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Benchmarks zu verbessern. Um die BMR einzuhalten, musste der Euroraum einen Referenzzinssatz einführen, der den neuen Vorschriften entsprach.
Eine der wichtigsten Anforderungen des BMR besteht darin, dass Benchmarks so weit wie möglich auf tatsächlichen Transaktionsdaten basieren sollten. Im Gegensatz zu EONIA, das hauptsächlich auf Bankschätzungen und Expertenmeinungen basierte, wird Euro Short Term Rate auf der Grundlage tatsächlicher Transaktionen auf dem unbesicherten Geldmarkt berechnet. Dies macht den Zinssatz zu einem robusteren und repräsentativeren Referenzzinssatz.
Der BMR empfiehlt die Verwendung von Benchmarks, die als „risikofrei“ oder nahezu risikofreie Zinssätze gelten, insbesondere für Finanzverträge, die einen Referenzzinssatz mit geringem Risiko erfordern. Als Maß für die Kreditkosten für Banken ohne Kreditrisiko gilt der €STR als risikofreier Zinssatz.
Transparenz und Governance: Der BMR legt auch Wert auf Transparenz bei der Berechnungsmethode und der Governance-Struktur des Referenzzinssatzes. Der von der Europäischen Zentralbank (EZB) verwaltete Euro Short Term Rate gewährleistet eine transparente und gut geregelte Benchmark.
Vor der Umstellung auf €STR verließ sich EONIA auf Expertenurteile, was zu Subjektivität und potenzieller Manipulationsanfälligkeit führen konnte. Durch den Übergang zu einem transaktionsbasierten Zinssatz wie dem Euro Short Term Rate wurde die Abhängigkeit von Expertenurteilen verringert und die Integrität der Benchmark weiter verbessert.
Die Ersetzung von EONIA durch €STR zielte auch darauf ab, die Benchmark-Landschaft innerhalb des Euroraums zu harmonisieren, um Konsistenz zu schaffen und die Fragmentierung auf den Finanzmärkten zu verringern.
Prognose 2024 und 2025
An den Finanzmärkten wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Wie sehen die Prognosen für den €str aus? In der Tabelle 1 sind Daten von Marktakteuren angegeben. Die der HeLaBa geht für das 3. Quartal 2024 von einem €STR von 3,40% aus, für das 4. Quartal wird ein Rückgang auf 3,20% prognostiziert. Zum 1. Quartal 2025 erwartet die Bank einen Zinssatz von 3,0%.
Tab. 1: Euro short-term rate Prognosen der Hessischen Landesbank, LBBW und DEKA. Quelle: helaba.de, lbbw.de, deka.de
Prognose von | Prognose Datum | Q3 2024 | Q4 2024 | Q1 2025 | Q2 2025 | Q3 2025 | Q4 2025 |
HeLaBa | 02.08.2024 | 3,40 | 3,20 | 3,00 | 2,75 | ||
LBBW | 18.06.2024 | 3,20 | 2,70 | ||||
DEKA | 03.05.2024 | 3,66 | 3,42 | 2,95 |
Der ESTR könnte ein guter Vergleichszinssatz zum EZB-Leitzins darstellen, um im Rahmen eines EZBWatch Tools Prognosen über die Zinspolitik der Europäischen Notenbank zu erstellen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes soll dies getestet werden.
Prognose der Survey of Monetary Analysts (SMA) zum €STR
Turnusgemäß hat die EZB die Ergebnisse der Survey of Monetary Analysts (SMA) nach der EZB-Sitzung im Januar 2024 veröffentlicht. Die Erwartungen der Experten sind in der Tabelle 2 und Abbildung 3 angegeben.
Tab. 2: Ergebnisse der Survey of Monetary Analysts (SMA) zur €STR-Prognose 2024 – 2027 (Stand: 22.07.2024). Quelle: ecb.europa.eu
Vorhersage zu | €STR Prognose (Median in %) |
Q32024 | 3,42 |
Q42024 | 3,16 |
Q12025 | 2,92 |
Q22025 | 2,68 |
Q32025 | 2,45 |
Q42025 | 2,40 |
Q12026 | 2,35 |
Q22026 | 2,40 |
Q32026 | 2,30 |
Q42026 | 2,30 |
Q12027 | 2,28 |
Q22027 | 2,25 |
Q32027 | 2,26 |
Q42027 | 2,27 |
Im dritten Quartal 2024 wird ein Medianwert des €STR von 3,42 % erwartet. Bis zum vierten Quartal 2024 wird jedoch ein deutlicher Rückgang auf 3,16 % prognostiziert. Dieser Rückgang könnte auf eine erwartete Entspannung der Inflation und eine verbesserte wirtschaftliche Lage zurückzuführen sein.
2025
Im Jahr 2025 setzt sich der Abwärtstrend fort. Für das erste Quartal wird ein Zinssatz von 2,92 % prognostiziert, der im zweiten Quartal auf 2,68 % und im dritten Quartal auf 2,45 % weiter sinkt. Bis zum vierten Quartal 2025 wird der €STR voraussichtlich 2,40 % erreichen. Diese kontinuierliche Abnahme deutet auf eine schrittweise Lockerung der Geldpolitik hin, da die EZB möglicherweise versucht, die wirtschaftliche Aktivität anzukurbeln und die Kreditvergabe zu erleichtern.
2026 und 2027
Für das Jahr 2026 erwarten die Analysten eine Stabilisierung des €STR bei etwa 2,35 % im ersten Quartal und eine leichte Erhöhung auf 2,40 % im zweiten Quartal. Im dritten und vierten Quartal 2026 wird ein leichter Rückgang auf 2,30 % erwartet.
Im Jahr 2027 wird eine weitere leichte Abnahme des €STR prognostiziert, beginnend mit 2,28 % im ersten Quartal und einem leichten Rückgang auf 2,25 % im zweiten Quartal. Für das dritte und vierte Quartal 2027 wird ein minimaler Anstieg auf 2,26 % bzw. 2,27 % erwartet. Diese Stabilisierung könnte darauf hindeuten, dass die EZB ihre Zinspolitik als angemessen für die wirtschaftlichen Bedingungen ansieht.
Zusammenfassend spiegeln die Prognosen der SMA für den €STR eine allmähliche Lockerung der Geldpolitik und eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Bedingungen wider, wobei der Zinssatz im Prognosezeitraum von 2024 bis 2027 kontinuierlich sinkt. Diese Vorhersagen deuten auf eine optimistische Sichtweise der Analysten hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung und der Kontrolle der Inflation hin.
Abb. 3: €STR Prognose der Survey of Monetary Analysts (SMA) von 7/2024. quelle: ecb.europa.eu
€STR Prognose der Professional Forecasters
Die regelmäßig durch die EZB erfolgte Fachbefragung von ausgewählten Marktteilnehmern wird auch zur Entwicklung des Overnight-Satzes durchgeführt. In der Tabelle 3 sind die Ergebnisse dargestellt.
Tab. 3: Prognose der Professional Forecasters zum €STR (Stand April 2024). Quelle: ecb.europa.eu
Vorhersage zu | €STR Prognose (Median in %) |
Q32024 | 3,65 |
Q42024 | 2,95 |
Q12025 | 2,70 |
Q22025 | 2,45 |
Q32025 | 2,40 |
Q42025 | 2,24 |
Q12026 | 2,25 |
Q22026 | 2,28 |
Q32026 | 2,25 |
Q42026 | 2,20 |
Q12027 | 2,20 |
Q22027 | 2,10 |
Q32027 | 2,15 |
Q42027 | 2,20 |
2028 | 2,13 |
Die Professional Forecasters erwarten bis zum Jahresende 2024 einen €STR von 3,95%. Für Dezember 2025 werden 2,24%, für Dezember 2026 2,20% und zum Jahresende 2027 ebenfalls 2,20% prognostiziert.
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Der Begriff €STR-Swapkurve
Im Zusammenhang mit Prognosen kommt dem Begriff der €STR-Swapkurve eine besondere Bedeutung zu. Die „€STR-Swapkurve“ (manchmal auch einfach als „€STR-Kurve“ bezeichnet) ist eine Darstellung der zukünftig erwarteten Euro Short Term Rate-Zinssätzen zu verschiedenen Laufzeiten. Diese Kurve basiert auf den Marktpreisen von Zinsswaps, die den €STR als Referenzzinssatz verwenden. Durch die Analyse dieser Zinsswaps können Marktteilnehmer Einschätzungen darüber abgeben, wie sich der Zinssatz in der Zukunft entwickeln wird.
Zum Beispiel könnte ein Punkt auf der €STR-Swapkurve anzeigen, dass Marktteilnehmer in drei Jahren einen bestimmten Euro Short Term Rate-Zinssatz erwarten. Die Form der Kurve – ob sie steigt, fällt oder flach ist – gibt Aufschluss darüber, wie Markterwartungen bezüglich zukünftiger Zinssätze und wirtschaftlicher Bedingungen variieren. In der Abbildung 3 ist die Euro Short Term Rate Swapkurve für die nächsten 4 Jahre mit Stand März 2024 dargestellt. Die Kurve zeigt für die kommenden Monate einem geringen Anstieg des Zinssatzes auf ca. 4%. Ab Anfang 2025 nimmt der Referenzzins bis 2025 kontinuierlich bis auf 3% ab.
Abb. 3: €STR-Swap Kurve für 2024, 2025, 2026, 2027 und 2028. Quelle: Deka Bank Märkte & Prognosen. Newsletter Private Banking. 14.03.2024
Zusammenfassend: Die €STR-Swapkurve bietet eine Momentaufnahme der Markterwartungen bezüglich zukünftiger €STR-Zinssätze basierend auf aktuellen Zinsswap-Preisen. Es handelt sich dabei um ein wichtiges Instrument für Finanzmarktteilnehmer, um Einschätzungen über die zukünftige Entwicklung von Kurzfristzinsen in der Eurozone zu treffen.
ETF – Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap, WKN: DBX0AN
Der folgende Text ist keine Anlageempfehlung, sondern eine reine Information.
Für Anleger oder Investoren ist ein an der Börse gehandelter ETF auf den €STR am Markt. Die zur Deutschen Bank gehörende DWS International GmbH bietet den Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF mit der WKN: DBX0AN ISIN: LU0290358497 an.
Der Fonds versucht, die Wertentwicklung des Euro Short-Term Rate durch den Einsatz von Zinsswapgeschäften abzubilden. Das bedeutet, dass Anleger im Wesentlichen eine Rendite erhalten, die der aktuellen Euro Short Term Rate entspricht, abzüglich der Gebühren des Fonds.
Laut dem Factsheet ist das Anlageziel:
„Das Anlageziel besteht darin, die Wertentwicklung des DEUTSCHE BANK EURO OVERNIGHT RATE Index® (der „Index“) abzubilden. Der Index bildet die Wertentwicklung einer Einlage ab, die mit dem kurzfristigen Euro-Zinssatz (€STR) zuzüglich einer Anpassung von 8,5 Basispunkten verzinst wird, wobei die Zinserträge reinvestiert werden.“
Der ETF ist bereits 2007 in der Währung Euro an den Start gegangen. Das Fondsvermögen betrug am 17. Aug 2023 2,50 Mrd. EUR.
An der Börse ist der EURSTR -Zinssatz unter WKN: A2X2A2 täglich abrufbar: Börse OTCD – Euribor Real Time
Da dieser ETF versucht, den Geldmarktsatz abzubilden, sollte das Risikoprofil relativ niedrig sein, verglichen mit anderen Anlageklassen wie Aktien. Trotzdem sollten Anleger immer das Prospekt des ETF lesen und ggf. eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um sicherzustellen, dass sie das Risiko und die Funktionsweise des Produkts vollständig verstehen
Literatur und Quellen
Beißer J., Read O., 219: Euribor, Eonia und €STR: Weichenstellungen der Working Group on Euro Risk-free Rates. WIFI Working Paper, No. 5/2019. Text.
Deka Bank November 2023
Huerga et al. 2022: The euro short-term rate (€STR): completing the transition to the new euro benchmark. Economic Bulletin Articles, European Central Bank, vol. 4.
Hull J. 2014: Options, futures and other derivatives. Pearson Education. Link zum Text
Professional Forecasters 4/2024