Die Europäische Zentralbank ist für die Geldpolitik in der gesamten EU verantwortlich. Die Entwicklung der Verbraucherpreise beeinflussen die Entscheidungen der EZB Zinsentscheide ganz besonders. Die Notenbank muss aber auf die Trends in allen EU-Ländern achten. Deshalb ist die aktuelle Inflation in Deutschland nur eine unter vielen, die Berücksichtigung findet.
Eurostat berechnet die Inflation in der EU aus den Inflationsraten der Mitgliedsländer nach einem Wichtungsschema. Veröffentlicht wird der HVPI als die Inflation Europa für den gesamten Euroraum (Eurozone). Achtung: Die Inflationsrate für die Europäische Union und dem Euroraum sind nicht identisch! Im Juni 2024 lagen die Verbraucherpreise im Euroraum 2,6% über denen vom Vorjahresmonat, im Mai waren es 2,6%. Aus der Abbildung 1 wird deutlich, dass sich die Verbraucherpreise in den letzten 5 Monaten, mit ausnahme von August, nur wenig verändert haben. Von einem deutlichen Inflationsrückgang kann nicht gesprochen werden. Die mittleren Inflations-Prognosen für den Euroraum liegen 2024 bei 2,5% und 2025 bei 2,2%.
Statistik 2023: Die Jahresinflation im Euroraum beträgt 2023 5,5%, der Median 5,5%. Die Standardabweichung ist 2,1.
Der Bloomberg Consensus für die Verbraucherpreisänderung im Oktober 2024 ist 1,9%, Eurostat gibt in der Schnellschätzung für Oktober 2,0% an Wert. Dies ist ein Anstieg um 0,2%. Offenbar halten hohe Ölpreise und hohe Tarifabschlüsse die Rate auf erhöhtem Niveau.
Betrachtet man die Hauptkomponenten der Inflation im Euroraum, dürften die Dienstleistungen im Oktober die höchste Jahresrate aufweisen (3,9%, unverändert gegenüber September), gefolgt von Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak (2,9% gegenüber 2,4% im September), Industriegütern ohne Energie (0,5% gegenüber 0,4% im September) und Energie (-4,6% gegenüber -6,1% im September).
Inhaltsverzeichnis
Inflation in Europa 2022 – 2024
Der Finanzmarkt erwartet mit Spannung, wie sich die Verbraucherpreise im Euroraum in 2024 und die Inflation in den USA entwickeln werden. Einig sind sich die meisten Analysten und Ökonomen, dass der Gipfel der Inflation in 2022 erreicht wurde. Die Frage ist: wie stark gehen die Inflationsraten in 2024 zurück. Die Abbildung 1 zeigt die Entwicklung in den letzten 2 Jahren. Die Abnahme der Verbraucherpreisänderungen scheint sich aktuell als Trend fortzusetzen.
In der Abbildung 1 sind die Änderung der Verbraucherpreise nach Monaten dargestellt.
Abb. 1: Inflation (HVPI) im Euroraum in 2022 – 2024. Quelle: ec.europa.eu/eurostat
Die Inflation lag im Januar 2022 bei 5,1% und zeigte in den darauffolgenden Monaten einen deutlichen Anstieg. Im März erreichte sie 7,4% und stieg bis Mai weiter auf 8,1%. Mitte 2022: Zwischen Juni und Oktober 2022 erfuhr die Inflation einen signifikanten Anstieg, wobei sie von 8,6% auf 10,6% kletterte. Dieser Anstieg könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie z.B. eine Erholung der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie, gestiegene Energiepreise oder Lieferkettenprobleme, die zu einem Anstieg der Produktionskosten führen. Ende 2022: Ab November 2022 ist eine Änderung der Tendenz zu bemerken. Der HVPI sank von 10,1% im November auf 9,2% im Dezember. Das zeigt eine Abschwächung der Inflation gegen Ende des Jahres.
2024
Die Inflation im Euroraum, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), zeigt für das Jahr 2024 eine leichte Abwärtsbewegung mit Schwankungen (Tabelle 1). Zu Beginn des Jahres im Januar liegt die Inflation bei 2,80 %, sinkt jedoch im Februar auf 2,60 % und setzt den Abwärtstrend bis März mit 2,40 % fort. Im April bleibt die Rate stabil bei 2,40 %. Der Folgemonat Mai: die Inflation steigt wieder leicht auf 2,60 %, um im Juni auf 2,50 % zu fallen. Im Juli bleibt die Inflation bei 2,60 % und fällt schließlich über August mit 2,20 % auf 1,8% im September, den niedrigsten Wert des Jahres. Dafür treiben der Dienstleistungsbereich mit +3,9% und die Nahrungsmittel mit +2,9% die Verbraucherpreise im Oktober 2024 wieder auf 2,0%.
Diese Entwicklung deutet auf eine insgesamt moderate Inflationsrate hin, die sich größtenteils innerhalb des Zielbereichs der Europäischen Zentralbank (EZB) von etwa 2 % bewegt.
Tab. 1: Inflation im Euroraum 2024. Quelle: ec.europa.eu
Monat in 2024 | EU-Inflation 2024 |
Januar | 2,80% |
Februar | 2,60% |
März | 2,40% |
April | 2,40% |
Mai | 2,60% |
Juni | 2,50% |
Juli | 2,60% |
August | 2,20% |
September | 1,80% |
Oktober | 2,00% |
2023
Die Inflation begann das Jahr 2023 mit 8,6% und erlebte dann einen weiteren leichten Rückgang auf 8,5% im Februar (Tabelle 2). Ab März 2023 sind deutlichere Rückgänge zu beobachten. Innerhalb von drei Monaten fiel der HVPI von 6,9% auf 5,5% (März bis Juni). Diese relative Beruhigung könnte auf eine Stabilisierung der Wirtschaft, Anpassungen der Geldpolitik oder eine Besserung der Lieferketten zurückzuführen sein. Juli bis September 2023: Die Inflation sank weiter, wobei der HVPI von 5,3% im Juli auf 4,3% im September fiel, was auf eine anhaltende Entspannung der Inflationsdynamik hindeutet. Nach einem Rückgang im Oktober auf 2,9% und 2,4% im November ging es dann zum Jahresende im Dezember 2023 wieder auf 2,9% hinauf.
Tab. 2: HVPI-Daten im Euroraum 2023 und Datum der Veröffentlichung. Quelle: ec.europa.eu
Monat in 2023 | EU-Inflation 2023 | Schnellschätzung Datum der Veröffentlichung |
Januar | 8,6% | 31.01.2023 |
Februar | 8,5% | 01.03.2023 |
März | 6,9% | 31.03.2023 |
April | 7,0% | 28.04.2023 |
Mai | 6,1% | 31.05.2023 |
Juni | 5,5% | 29.06.2023 |
Juli | 5,3% | 28.07.2023 |
August | 5,2% | 30.08.2023 |
September | 4,3% | 28.09.2023 |
Oktober | 2,9% | 30.10.2023 |
November | 2,4% | 29.11.2023 |
Dezember | 2,9% | 04.01.2024 |
Hohe Dynamik
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im betrachteten Zeitraum Anfang 2022 eine Phase stark steigender Inflation stattfand, die bis Oktober 2022 andauerte. Von November 2022 bis September 2023 wurde eine gegenläufige Entwicklung mit fallenden Inflationsraten beobachtet. Dies könnte auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen sein, einschließlich wirtschaftlicher, politischer und globaler Ereignisse sowie geldpolitische Maßnahmen.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Interpretation der Inflationsdaten und der zugrunde liegenden Ursachen komplex ist und im Kontext globaler und regionaler wirtschaftlicher Entwicklungen, politischer Maßnahmen und anderer relevanter Faktoren betrachtet werden sollte. Ein tieferer Einblick in die genauen Ursachen und Zusammenhänge würde eine umfassendere Analyse unter Einbeziehung weiterer Wirtschaftsindikatoren und -berichte erfordern.
Tabelle zur Inflation der EU-Länder 2024
In der Tabelle 3 sind monatliche Inflationsdaten der EU-Länder in 2024angegeben. Die Variabilität der Verbraucherpreise ist zwischen den Ländern groß. Die vorgelegte Tabelle zeigt die Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI)
Die Entwicklung der Inflation (gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex, HVPI) im europäischen Raum zeigt im Jahr 2024 deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Die Inflation in Europa beginnt im Januar mit 2,8% und nimmt bis August leicht ab, wo sie bei 2,2% liegt. Dies weist auf eine relative Stabilisierung hin, jedoch gibt es zwischen den einzelnen Ländern deutliche Abweichungen, sowohl in der Höhe der Inflation als auch in der Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf.
Tab. 3: Inflationsdaten der EU-Länder 2024. Quelle: ec.europa.eu
HCPI 2024 in % | ||||||||
Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | |
Europa | 2,8 | 2,6 | 2,4 | 2,4 | 2,6 | 2,5 | 2,6 | 2,2 |
Belgien | 1,5 | 3,6 | 3,8 | 4,9 | 4,9 | 5,4 | 5,4 | 4,5 |
Bulgarien | 3,9 | 3,5 | 3,1 | 2,5 | 2,7 | 2,8 | 2,8 | |
Tschechien | 2,7 | 2,2 | 2,2 | 3,1 | 2,8 | 2,2 | 2,5 | |
Dänemark | 0,9 | 0,6 | 0,8 | 0,5 | 2,1 | 1,8 | 1,0 | |
Deutschland | 3,1 | 2,7 | 2,3 | 2,4 | 2,8 | 2,5 | 2,6 | 2,0 |
Estland | 5,0 | 4,4 | 4,1 | 3,1 | 3,1 | 2,8 | 3,5 | 3,4 |
Irland | 2,7 | 2,3 | 1,7 | 1,6 | 2,0 | 1,5 | 1,5 | 1,1 |
Griechenland | 3,2 | 3,1 | 3,4 | 3,2 | 2,4 | 2,5 | 3,0 | 3,1 |
Spanien | 3,5 | 2,9 | 3,3 | 3,4 | 3,8 | 3,6 | 2,9 | 2,4 |
Frankreich | 3,4 | 3,2 | 2,4 | 2,4 | 2,6 | 2,5 | 2,7 | 2,2 |
Kroatien | 4,8 | 4,8 | 4,9 | 4,7 | 4,3 | 3,5 | 3,3 | 3,0 |
Italien | 0,9 | 0,8 | 1,2 | 0,9 | 0,8 | 0,9 | 1,6 | 1,3 |
Zypern | 2,1 | 2,1 | 1,6 | 2,1 | 3,0 | 3,0 | 2,4 | 2,2 |
Lettland | 1,1 | 0,6 | 1,0 | 1,1 | 0,0 | 1,5 | 0,8 | 0,9 |
Litauen | 1,1 | 1,1 | 0,4 | 0,4 | 0,9 | 1,0 | 1,1 | 0,7 |
Luxemburg | 3,0 | 3,2 | 3,2 | 3,0 | 3,2 | 2,8 | 2,7 | 1,7 |
Ungarn | 3,7 | 3,6 | 3,6 | 3,6 | 3,9 | 3,6 | 4,1 | |
Malta | 3,7 | 3,0 | 2,7 | 2,4 | 2,3 | 2,2 | 2,3 | 2,5 |
Niederlande | 3,1 | 2,7 | 3,1 | 2,6 | 2,7 | 3,4 | 3,5 | 3,3 |
Österreich | 4,3 | 4,0 | 4,1 | 3,4 | 3,3 | 3,1 | 2,9 | 2,5 |
Polen | 4,5 | 3,7 | 2,7 | 3,0 | 2,8 | 2,9 | 4,0 | |
Portugal | 2,5 | 2,3 | 2,6 | 2,3 | 3,8 | 3,1 | 2,7 | 1,8 |
Rumänien | 7,3 | 7,1 | 6,7 | 6,2 | 5,8 | 5,3 | 5,8 | |
Slowenien | 3,4 | 3,4 | 3,4 | 3,0 | 2,5 | 1,6 | 1,4 | 1,1 |
Slowakei | 4,4 | 3,8 | 2,7 | 2,4 | 2,6 | 2,4 | 3,0 | 3,2 |
Finnland | 1,1 | 1,1 | 0,6 | 0,6 | 0,4 | 0,5 | 0,5 | 1,1 |
Schweden | 3,4 | 2,6 | 2,3 | 2,4 | 2,5 | 1,4 | 1,7 |
Länder mit erhöhten Verbraucherpreisen
Zu den Ländern mit besonders hoher Inflation zählen 2024 unter anderem Rumänien, Ungarn, Kroatien, Estland, Polen und Österreich.
Rumänien hat durchgehend die höchste Inflationsrate in Europa. Im Januar liegt sie bei 7,3% und sinkt bis Juni kontinuierlich auf 5,3%, um im Juli wieder auf 5,8% anzusteigen. Dies deutet auf eine anhaltende Inflation im Land hin, die möglicherweise durch strukturelle wirtschaftliche Probleme bedingt ist.
Ungarn verzeichnet ebenfalls eine konstant hohe Inflation, die von 3,7% im Januar auf 4,1% im Juli ansteigt. Ungarn kämpft offenbar mit anhaltendem Preisdruck, der über dem europäischen Durchschnitt liegt.
Kroatien beginnt das Jahr mit einer Inflation von 4,8% im Januar, die sich bis August auf 3,0% reduziert. Dies zeigt eine allmähliche Verbesserung, aber die Rate bleibt dennoch vergleichsweise hoch.
Estland verzeichnet im Januar eine Inflationsrate von 5,0%, die im weiteren Verlauf des Jahres allmählich sinkt. Im August liegt die Inflation bei 3,4%, was immer noch deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt.
Polen zeigt im Januar mit 4,5% ebenfalls eine hohe Inflation, die sich jedoch im Laufe des Jahres stabilisiert. Im Juli erreicht sie wieder 4,0%, was auf erneuten Preisdruck hindeutet.
Österreich weist zu Beginn des Jahres eine Inflationsrate von 4,3% auf, die bis August auf 2,5% abfällt. Auch hier zeigt sich eine deutliche Verbesserung, dennoch bleibt die Inflation über dem europäischen Durchschnitt.
Länder mit niedriger Inflation
Auf der anderen Seite gibt es einige Länder, die eine deutlich geringere Inflation verzeichnen:
Dänemark hat die niedrigste Inflationsrate im betrachteten Zeitraum. Im Januar liegt die Inflation bei nur 0,9%, fällt im Februar sogar auf 0,6% und bleibt im weiteren Verlauf des Jahres sehr niedrig. Dies zeigt eine außergewöhnliche Stabilität der Preise in Dänemark.
Finnland und Litauen weisen ebenfalls sehr niedrige Inflationsraten auf. Finnland verzeichnet im gesamten Zeitraum eine Inflationsrate um die 1,1%, die bis zum August konstant bleibt. Litauen startet das Jahr mit einer Rate von 1,1%, die im März auf 0,4% sinkt und bis August bei 0,7% liegt.
Italien bleibt ebenfalls relativ stabil mit niedrigen Inflationsraten. Das Land beginnt das Jahr mit 0,9% und weist im August 1,3% Inflation auf, was eine insgesamt moderate Entwicklung signalisiert.
Irland zeigt einen starken Rückgang der Inflation. Im Januar beträgt die Rate 2,7%, fällt jedoch bis August auf 1,1%. Dies deutet auf eine erfolgreiche Inflationskontrolle hin.
Lettland verzeichnet ebenfalls niedrige Inflationsraten, mit einem Rückgang von 1,1% im Januar auf 0,9% im August.
Entwicklung im Jahresverlauf
Die Inflationsraten in Europa haben sich im bisherigen Jahresverlauf unterschiedlich entwickelt. Einige Länder wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande zeigen moderate Schwankungen, während andere Länder wie Rumänien, Kroatien und Ungarn konstant hohe Inflationsraten aufweisen.
Deutschland startet das Jahr mit einer Inflationsrate von 3,1%, die im Februar auf 2,7% und im März auf 2,3% fällt. Danach stabilisiert sich die Inflation bis zum Juli bei rund 2,5%, bevor sie im August auf 2,0% sinkt.
Frankreich zeigt eine ähnliche Entwicklung, wobei die Inflation im Januar bei 3,4% beginnt und bis April auf 2,4% sinkt. Im Sommer schwankt die Inflationsrate leicht, bevor sie im August auf 2,2% sinkt.
Die Niederlande beginnen das Jahr mit 3,1% und erleben im Laufe des Jahres eine etwas volatilere Entwicklung. Die Inflationsrate steigt bis Juli auf 3,5%, bevor sie im August auf 3,3% fällt. Dies zeigt, dass die Niederlande weiterhin mit Preissteigerungen zu kämpfen haben, aber eine gewisse Stabilisierung eintritt.
Fazit
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Inflation in Europa im Jahr 2024 zwar generell abnimmt, jedoch in einigen Ländern weiterhin hohe Inflationsraten bestehen. Rumänien, Ungarn und Kroatien kämpfen weiterhin mit starker Inflation, während Länder wie Dänemark, Finnland und Italien relativ stabile und niedrige Inflationsraten aufweisen. Die Entwicklung der Inflation variiert stark von Land zu Land und spiegelt sowohl nationale wirtschaftliche Bedingungen als auch externe Einflüsse wider, die die Preisentwicklung in den einzelnen Ländern beeinflussen.
Im Großen und Ganzen variiert die Inflation in den EU-Ländern erheblich, wobei einige Länder deutlich höhere Raten erleben als andere. Der Trend für den Großteil der EU scheint jedoch eine Spitze Ende 2022 oder Anfang 2023 zu sein, gefolgt von einem allgemeinen Rückgang. Trotz dieses Rückgangs bleiben in einigen Ländern hohe Inflationsraten bestehen, was auf anhaltende wirtschaftliche Herausforderungen hindeutet.
EU-Inflationsrate 2022 – Jahresdurchschnitt, Statistik
In 2022 erreichtet die Inflation im Oktober mit 10,6% den Höchstwert. Die Jahresinflation (Mittelwert) 2023 betrug 8,4%, der Median war 8,8% und die Standardabweichung 1,67%. In der Tabelle 3 sind die Daten zur Abbildung 1 für 2022 angegeben.
Tab. 3: Inflation in Europa 2022. Quelle: ec.europa.eu/
Jahr 2022 | EU-Inflation in % |
Januar | 5,1 |
Februar | 5,9 |
März | 7,4 |
April | 7,4 |
Mai | 8,1 |
Juni | 8,6 |
Juli | 8,9 |
August | 9,1 |
September | 9,9 |
Oktober | 10,6 |
November | 10,1 |
Dezember | 9,2 |
10.11.2022 ECB Consumer Expectations Survey results – September 2022:
Die wahrgenommene Inflation ist in den letzten 12 Monaten weiter gestiegen, wobei die Medianrate nun bei 8,1 % liegt. Die Inflationserwartungen blieben deutlich unter der wahrgenommenen Inflationsrate der Vergangenheit, insbesondere im mittelfristigen Horizont von drei Jahren. Die mittleren Inflationserwartungen für die nächsten 12 Monate stiegen von 5,0 % auf 5,1 %, während die Inflationserwartungen für drei Jahre unverändert bei 3,0 % blieben. Die Unsicherheit über die Inflation in den kommenden 12 Monaten ging im September leicht zurück, blieb aber deutlich über dem Niveau, das vor Beginn des Krieges in der Ukraine vorherrschte. Die Inflationswahrnehmungen und -erwartungen der Verbraucher waren in allen Einkommensgruppen eng aufeinander abgestimmt, während jüngere Befragte (18-34 Jahre) weiterhin niedrigere Inflationswahrnehmungen und -erwartungen abgaben als ältere Befragte (55-70 Jahre).
Historische Inflationsraten
In der EU oder dem Euroraum wird die Änderung der Verbraucherpreise als HVPI dargestellt. In der Tabelle 4 sind die HVPI jährliche Daten (Durchschnittindex) angegeben. Quelle: https://ec.europa.eu/eurostat/
Tab. 4: Inflation Europäische Union – 27 Länder (ab 2020), HVPI – jährliche Veränderungsraten
Jahr | EU-Inflation (HVPI in %) |
2012 | 2,6 |
2013 | 1,3 |
2014 | 0,4 |
2015 | 0,1 |
2016 | 0,2 |
2017 | 1,6 |
2018 | 1,8 |
2019 | 1,4 |
2020 | 0,7 |
2021 | 2,9 |
2022 | 8,4 |
EU 2007 bis 2011
Findet eine Entwertung des Geldes statt, spricht man von Inflation. Konzeptionell geschieht dies dann, wenn sich die Geldmenge ausdehnt, die Gütermenge jedoch nicht: die Anzahl der Geldeinheiten pro Gütereinheit nimmt zu, eine Geldeinheit ist damit weniger wert. Güter werden teurer. Die Inflationsrate wird in Prozent angegeben und anhand eines standardisierten Warenkorbes gemessen – in der EU ist dies der „Harmonisierte Verbraucherpreisindex“, HVPI, der für alle EU-Länder gleich ist und aus einem repräsentativen Mix aus Waren und Dienstleistungen besteht. Dadurch lassen sich die gemessenen Werte verschiedener Länder besser vergleichen.
Die jährliche Inflationsrate betrug in der Europäischen Union zwischen 2007 und 2011 durchschnittlich 2.24 Prozent, in den Mitgliedsländern der Euro-Zone war sie mit durchschnittlich 1.98 Prozent geringfügig niedriger – ein Beweis für den Erfolg der Europäischen Zentralbank, die ein offizielles Inflationsziel von „nahe, aber unter zwei Prozent“ ausweist, was dem Ziel der Preisstabilität gerecht wird. Auffallend ist die starke Abweichung im Jahre 2009. Hier betrug die Inflationsrate lediglich 0.3 Prozent (Euro-Zone) bzw. 1 Prozent (EU-27). Grund ist die internationale Finanzkrise bzw. deren Nachwirkungen.
Prognosen Inflation Europa/Euroraum 2024 – 2026
Wie sehen die Vorhersagen für die Entwicklung der Verbraucherpreise in den kommenden Jahren aus?
EZB gesamtwirtschaftliche Projektion
Die EZB erstellt 4mal jährlich eine gesamtwirtschaftliche Projektion, die auch die Inflation umfasst. In der Abbildung 2 ist die Prognose von September 2024 angegeben. Laut der EZB-Prognose wird die HVPI-Inflation im Euroraum in 2024 2,5%, 2025 2,2% und in 2026 1,9% betragen. Für 2024 wird nur mit einer geringen Abnahme gerechnet, da steigende Energiepreise den Preisrückgang bei Nahrungsmittel teilweise kompensieren.
Abb. 2: Prognose zur Inflation im Euroraum. Quelle: EZB gesamtwirtschaftliche Projektionen, Stand 9/2024
EZB Survey of Monetary Analysts (SMA)
Die Prognose der EZB-Survey of Monetary Analysts zur Inflation im Euroraum, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HICP), zeigt eine allmähliche Stabilisierung der Inflationsraten in den kommenden Jahren (Tabelle 5). Für das dritte und vierte Quartal 2024 wird eine Inflationsrate von jeweils 2,3% erwartet. Diese Werte spiegeln die Bemühungen der EZB wider, die Inflation auf ein moderates Niveau zu bringen, das nahe bei 2% liegt.
Tab. 5: Prognose der Survey of Monetary Analysts für die EU-Inflation 2024 – 2028 (Stand September 2024). Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst.
Quartal Jahr | Inflation [%] |
Q4 2024 | 2,4 |
Q1 2025 | 2,2 |
Q2 2025 | 2,1 |
Q3 2025 | 2,0 |
Q4 2025 | 2,0 |
Q1 2026 | 2,0 |
Q2 2026 | 2,0 |
Q3 2026 | 2,0 |
Q4 2026 | 2,0 |
Q1 2027 | 2,0 |
Q2 2027 | 2,0 |
Q3 2027 | 2,0 |
Q4 2027 | 2,0 |
Q1 2028 | 2,0 |
Im ersten Quartal 2025 wird ein leichter Rückgang auf 2,2% prognostiziert, gefolgt von weiteren Rückgängen auf 2,1% im zweiten Quartal und 2,0% in den letzten beiden Quartalen des Jahres 2025. Diese Abwärtsbewegung deutet darauf hin, dass die geldpolitischen Maßnahmen der EZB beginnen, die Inflation effektiv zu steuern, indem sie die Nachfrage dämpfen und die Preisstabilität fördern.
Ab dem ersten Quartal 2026 wird eine stabile Inflationsrate von 2,0% erwartet, die bis Ende 2027 und 2028 anhält.
Zusammenfassend zeigt die Prognose der EZB-Survey of Monetary Analysts eine vorsichtige, aber stetige Annäherung der Inflationsrate an das Ziel von 2,0%. Dies unterstreicht die Wirksamkeit der geldpolitischen Strategien der EZB und das Vertrauen der Analysten in die langfristige Preisstabilität im Euroraum.
Finanzmarktteilnehmer
In der Tabelle 5.a. sind die Vorhersagen verschiedener Institute angegeben
Tab. 5a: Prognosen zur Inflationsrate in Europa/Euroraum 2024 – 2025
Organisation | Prognose Datum | Prognose 2024 [%] | Prognose 2025 [%] | Prognose 2026 [%] |
Bundesverband deutscher Banken (BdB) | 25.09.2024 | 2,4 | 2,2 | |
Commerzbank | 15.09.2024 | 2,5 | 3,0 | |
DekaBank | 05.05.2024 | 2,4 | 2,3 | |
Erste Group | 08.10.2024 | 2,4 | 1,9 | 2,0 |
Europäische Kommission | 15.05.2024 | 2,5 | 2,1 | |
HeLaBa | 27.09.2024 | 2,4 | 2,4 | |
ING | 24.09.2024 | 2,5 | 2,2 | 2,2 |
LBBW | 01.10.2024 | 2,5 | 2,1 | |
Raiffeisen Bank International | 17.05.2024 | 2,6 | 1,9 | |
Sachverständigenrat | 15.05.2024 | 2,4 | 2,1 |
Die Prognosen verschiedener Marktteilnehmer zur Inflation im Euroraum für die Jahre 2024 und 2025 zeigen eine Bandbreite von Erwartungen, die wichtige Einblicke in die Einschätzungen der wirtschaftlichen Entwicklungen in dieser Region bieten. Eine detaillierte Analyse dieser Prognosen, einschließlich statistischer Auswertungen, ermöglicht ein besseres Verständnis der Trends und Unterschiede zwischen den einzelnen Vorhersagen.
Für das Jahr 2024 bewegen sich die Inflationsprognosen zwischen 2,2% und 2,6%. Die niedrigste Prognose stammt von der LBBW mit 2,2%, während die höchsten Vorhersagen von der HeLaBa und der Raiffeisen Bank International mit jeweils 2,6% kommen. Die meisten Vorhersagen liegen bei 2,4% oder 2,5%, was auf eine gewisse Einigkeit über eine moderate Inflation hinweist.
Im Jahr 2025 sind die Prognosen etwas differenzierter und reichen von 1,9% bis 3,0%. Die Raiffeisen Bank International erwartet mit 1,9% die niedrigste Inflation, während die Commerzbank mit 3,0% die höchste Prognose abgibt. Die Mehrheit der Prognosen liegt bei 2,1%, was darauf hindeutet, dass viele Marktteilnehmer eine Rückkehr zu stabileren Inflationsraten erwarten.
Die ERSTE Group senkt die CPI-Prognose für 2025 von bisher 2,1% auf 1,9%.
Statistische Auswertung
Jahr 2024
Mittelwert: Der Durchschnitt der Prognosen für 2024 liegt bei 2,5%.
Minimum: Die niedrigste Prognose beträgt 2,2% (LBBW).
Maximum: Die höchste Prognose beträgt 2,6% (HeLaBa und Raiffeisen Bank International).
Spannweite: Die Spannweite der Prognosen für 2024 beträgt 0,4 %punkte.
Jahr 2025
Mittelwert: Der Durchschnitt der Prognosen für 2025 liegt bei 2,2%.
Minimum: Die niedrigste Prognose beträgt 1,9% (Raiffeisen Bank International).
Maximum: Die höchste Prognose beträgt 3,0% (Commerzbank).
Spannweite: Die Spannweite der Prognosen für 2025 beträgt 1,1 %punkte.
Interpretation der Trends
Die Prognosen für 2024 deuten auf eine leichte Inflationserhöhung im Vergleich zum gegenwärtigen Niveau hin, wobei die meisten Marktteilnehmer eine Inflationsrate zwischen 2,4% und 2,5% erwarten. Dies könnte auf eine moderate wirtschaftliche Erholung und eine Stabilisierung nach den jüngsten wirtschaftlichen Turbulenzen hindeuten.
Für 2025 ist eine größere Varianz in den Prognosen erkennbar, was auf Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung hinweist. Während einige Marktteilnehmer eine weiter sinkende Inflation erwarten, deuten andere auf eine anhaltende oder sogar steigende Inflation hin. Diese Unterschiede könnten durch verschiedene Annahmen über die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, globale wirtschaftliche Bedingungen und spezifische regionale wirtschaftliche Entwicklungen erklärt werden.
Insgesamt spiegeln die Prognosen die Erwartungen einer moderaten Inflation wider, wobei jedoch die Unsicherheiten für das Jahr 2025 deutlicher hervortreten. Die statistische Analyse zeigt, dass die Marktteilnehmer im Jahr 2024 relativ einheitlich in ihren Vorhersagen sind, während für 2025 eine größere Bandbreite und damit eine höhere Unsicherheit besteht.
Literatur und Quellangaben
Bankenverband Konjunktur Herbst 2024
Europäische Kommission Prognosen
The ECB Survey of Monetary Analysts (SMA), December 2022, Aggregated Results. Text hier
News
12.01.2023 EZB Umfrage (Quelle: ecb.europa.eu):
„Der anhaltende Anstieg der wahrgenommenen Inflation in den vorangegangenen 12 Monaten kam zum Stillstand, wobei die Medianrate bei 9,9 % blieb. Die Inflationserwartungen blieben deutlich unter der wahrgenommenen Inflationsrate der Vergangenheit, insbesondere im mittelfristigen Horizont von drei Jahren.
The ECB Survey of Monetary Analysts (SMA), December 2022, Aggregated Results
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